Das musst du wissen

  • Ein zu geringer Abstand zwischen den Frequenzen von 5G und Radiohöhenmessern in Flugzeugen könnte zu Störungen führen.
  • In den USA ist dieser Abstand der Frequenzbänder geringer als in Europa.
  • Dennoch soll eine aktuell laufende Studie zeigen, ob auch in Europa mit negativen Effekten zu rechnen ist.

Warum der Teufel im Detail steckt. Die Einführung von 5G wird von den Betreibern mit Spannung erwartet, da sie die teuren Lizenzen nutzen wollen. Denn die Funkfrequenzen werden von Fall zu Fall vergeben, was unter anderem dazu dienen soll, Staus in den Frequenzen zu vermeiden. In den USA soll 5G im C-Frequenzband von 3,7 bis 4,4 Gigahertz, genauer gesagt im Band von 3,7 bis 3,98 Gigahertz, eingesetzt werden. Die Kommunikation bei Flugoperationen wird theoretisch über das Band zwischen 4,2 und 4,4 Gigahertz abgewickelt.

Der Verdacht? Der Abstand zwischen den Frequenzblöcken reicht nicht aus, um punktuelle Interferenzen zu vermeiden. Das heisst: 5G könnte die Höhenmessungen für Piloten und Bordsysteme, die die Informationen des Funkhöhenmessers nutzen, stören. Bisher wurden noch keine Zwischenfälle festgestellt, aber es wird befürchtet, dass jede Störung verheerende Folgen für die Instrumentenlandephasen haben könnte. Die technische Kommission, die in den USA für die Funkfrequenzen in der Luftfahrt zuständig ist, hatte bereits im Oktober 2020 vor diesem Risiko gewarnt.

Die Situation in den USA. Die US-amerikanischen Netzbetreiber Verizon und AT&T hätten eigentlich am 5. Dezember 2021 mit der Nutzung der Frequenzbänder (3,7 bis 3,98 Gigahertz) beginnen sollen. Nach einer ersten Verschiebung des Starts auf den 5. Januar wurde der kommerzielle Einsatz von 5G nun aber erneut um weitere zwei Wochen verschoben, wie die Washington Post enthüllte. Die beiden führenden Betreiber hatten bereits in der Nacht zum 2. Januar akzeptiert, die Antennen in der Nähe von Flughäfen für sechs Monate noch nicht in Betrieb zu nehmen, wie Reuters berichtet.

Wie sieht es in Europa aus? Die Frequenzen, die derzeit für die kommerzielle Einführung von 5G verwendet werden, sind nicht genau dieselben wie in den USA: Sie sind etwas niedriger. Das gilt auch für die Schweiz. Auf Anfrage erläutert das Bundesamt für Zivilluftfahrt Bazl durch seinen Pressesprecher:

«In Europa sind die Frequenzbänder, die für 5G und für die Funkhöhenmesser der Luftfahrt verwendet werden, etwas weiter auseinander als in den USA. Zur Erinnerung: Die in der Schweiz verwendeten 5G-Frequenzen liegen im 3,5-3,8-Gigahertz-Band, während die Funkaltimeter im 4,2-4,4-Gigahertz-Band arbeiten, das also relativ weit entfernt ist.»

Trotzdem wird die Situation in Europa ernst genommen. Insbesondere in Frankreich, wo das 3,4-3,8-Gigahertz-Band für 5G genutzt werden soll. Die französische Generaldirektion für Zivilluftfahrt hat bereits im Februar 2021 auf der Grundlage des US-Berichts Bedenken geäussert. Darin hiess es unter anderem:

«Die am meisten gefürchtete Interferenz ist diejenige, die zu einer nicht erkannten Falschmessung der Höhe führt. Je nach Flugbetrieb und Luftfahrzeugtyp könnte diese Art von Fehler erhebliche Auswirkungen auf die Flugsicherheit haben.»

Bis ergänzende Studien vorliegen, mussten die 5G-Betreiber mehrere technische Vorkehrungen treffen, um ihre Strahlen in der Nähe von Flughäfen nicht nach oben zu richten. In der Schweiz wurden die Betreiber laut Le Temps bislang nicht angewiesen, die Sendeleistung der 5G-Antennen in der Nähe von Flughäfen zu verringern.

Was ist im Gang? Das Bundesamt für Zivilluftfahrt erinnert daran, dass derzeit eine europäische Studie zur Bewertung der potenziell negativen Auswirkungen von 5G auf Funkmessgeräte läuft, an der die Schweiz über das Bundesamt für Kommunikation Bakom aktiv teilnimmt. Die nächste Arbeitssitzung der Expertengruppe ist für Mitte Januar geplant.

In der Zwischenzeit hat das Bazl zusammen mit der französischen und amerikanischen Luftfahrtaufsichtsbehörde DGAC und FAA eine Mitteilung mit neun Empfehlungen für Flugbesatzungen herausgegeben. Die drei wichtigsten davon sind:

  1. Flughafenbetreiber sollten Passagiere und Besatzungen daran erinnern, ihre elektronischen Geräte in der Kabine und nicht im Frachtraum zu transportieren.
  2. Wenn diese Geräte 5G-kompatibel sind, sollten sie ausgeschaltet oder in den Flugzeugmodus geschaltet werden.
  3. Für wichtige Kommunikation, zum Beispiel bei medizinischen Notfällen, sollten die Besatzungen 3G- oder 4G-Geräte verwenden.
Dieser Beitrag wurde erstmals auf Heidi.news veröffentlicht. Er wurde von Corinne Goetschel aus dem Französischen übersetzt.

Heidi.news

Hier gibt es Wissenswertes aus der Westschweiz. Die Beiträge stammen von unserem Partner-Portal Heidi.news, wir haben sie aus dem Französischen übersetzt. Heidi.news ist ein Online-Portal, das im Mai 2019 lanciert wurde und das sich unter anderem auf die Berichterstattung über Wissen und Gesundheit spezialisiert. Die Partnerschaft zwischen Heidi.news und higgs ist durch eine Kooperation mit dem Schweizerischen Nationalfonds SNF entstanden.
Alle Beiträge anzeigen
Diesen Beitrag teilen
Unterstütze uns

regelmässige Spende