Das musst du wissen

  • Auf Wiesen und in Wäldern in Deutschland hat die Artenvielfalt der Insekten dramatisch abgenommen.
  • Auch zahlenmässig gab es 2017 weniger Exemplare als noch zehn Jahre zuvor, wie eine Studie zeigt.
  • Unter den Arten, die Wachstum verzeichnen, sind vor allem invasive Arten und Schädlinge.

Die Insekten sterben schneller weg, als bisher bekannt war. Das zeigt eine breit angelegte Studie der Technischen Universität München, an der auch Forschende der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL mitgearbeitet haben. Sie wurde in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht. Neu an den Erkenntnissen ist vor allem deren Vollständigkeit: «Bisherige Studien konzentrierten sich entweder ausschliesslich auf die Biomasse, also das Gesamtgewicht aller Insekten, oder auf einzelne Arten oder Artengruppen. Dass tatsächlich ein Grossteil aller Insektengruppen betroffen ist, war bisher nicht klar», sagt Sebastian Seibold von der Technischen Universität München, Erstautor der Studie, in einer Mitteilung.

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Studie: Arthropod decline in grasslands and forests is associated with landscape-level driversKommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDie Studie stützt sich auf eine sehr grosse Datenmenge und kombinieren zwei Untersuchungsansätze. Die Studie ist breit angelegt, also ziemlich zuverlässig.Mehr Infos zu dieser Studie...

Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen haben Daten von mehr als einer Million wirbelloser Tiere von 2008 bis 2017 analysiert. Diese stammen aus dreihundert Untersuchungsgebieten auf Wiesen und Wäldern in Deutschland. Die Biomasse ist in den untersuchten Wäldern in diesen zehn Jahren um vierzig Prozent zurückgegangen. Auf den Wiesen gar um 67 Prozent.

Die Artenvielfalt unter den Insekten hat zudem im Durchschnitt um dreissig Prozent abgenommen, einige Arten sind ganz aus den untersuchten Gebieten verschwunden. Im untersuchten Zeitraum schwankten die Zahlen zwar immer auf und ab, verzeichneten aber im Gesamten einen Rückgang. 2700 Arten haben die Wissenschaftler angeschaut.

Die Forschenden sehen die Landwirtschaft für den Rückgang der Insektenbestände als Hauptverantwortlichen. Indem Landwirte Insektizide versprühen, Wiesen mähen und Boden aufwühlen, werden die Insekten geschädigt. Sie können auch beeinträchtigt werden, wenn an einem Ort andere Pflanzen oder in einem Wald andere Bäume wachsen als zuvor.

In Wäldern gingen vor allem die Zahlen derjenigen Spezies mit wenigen Exemplaren stark zurück. Unter den Spezies mit hohen Bevölkerungszahlen gab es aber solche, die sogar wuchsen – vor allem invasive Arten und Schädlinge. Diese bilden jedoch die Ausnahme.

Die Bestandesrückgänge waren auf Wiesen am heftigsten, die vor allem von Ackerland umgeben waren. Vor allem Arten, die keine grossen Strecken zurücklegen können, litten dort. Anders im Wald: Da gingen die Bevölkerungen von weit reisenden Arten stärker zurück. «Ob mobilere Arten aus dem Wald während ihrer Ausbreitung stärker mit der Landwirtschaft in Kontakt kommen oder ob die Ursachen doch auch mit den Lebensbedingungen in den Wäldern zusammenhängen, müssen wir noch herausfinden», sagt Mitautor Martin Gossner, Entomologe an der WSL, in einer Mitteilung.

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