Als Podcast anhören
In Panama haben Forschende Klammeraffen bei der Nahrungssuche beobachtet. Dabei haben sie festgestellt, dass die Tiere an den Früchten schnuppern und dann gezielt jene auswählen, die schon leicht verdorben – also leicht angegoren – sind.
In diesen besonders ausgewählten Früchten liess sich ein bis zwei Prozent Ethanol nachweisen. Das entspricht etwa der Hälfte des Alkoholgehalts von Bier. Bedeutet das, dass selbst Affen auf Alkohol stehen?
Ja und nein.
In der kürzlich erschienenen Studie wird differenziert.
Die Affen, so die Erklärung der Forschenden, suchen sich gezielt alkoholhaltige Früchte, aber nicht, um sich zu berauschen, sondern weil die vergorenen Fürchte mehr Energie enthalten. Wer Alkohol konsumiert, hat in der freien Wildbahn den Vorteil, dass er mehr Power hat.
Das ist nicht nur Theorie. Die Forschenden konnten das auch experimentell nachweisen. Dazu sammelten sie den Urin der Affen. Und sie stellten darin Abbauprodukte von Alkohol fest. Das heisst, der Fusel läuft nicht einfach durch ihren Körper durch, sondern sie verdauen ihn tatsächlich, gewinnen also die Energie.
Damit – so sagt die Anthropologin Christina Campbell von der California State University – sei zum ersten Mal nachgewiesen worden, dass wilde Primaten ohne menschliches Zutun ethanolhaltige Früchte konsumieren. Das sei zwar erst eine einzige Studie, es müssen noch weitere durchgeführt werden, aber es sieht so aus, als sei an der Hypothese des ‹betrunkenen Affen›, die schon seit Jahren existiert, etwas Wahres dran. Die Neigung des Menschen, Alkohol zu konsumieren, beruhe auf einer tief verwurzelten Vorliebe von Früchten essenden Primaten für natürlich vorkommendes Ethanol in reifen Früchten. So sei auch der Alkoholkonsum des Menschen stammesgeschichtlich zu erklären.
Tatsächlich werden die Früchte, die die beobachteten Affen assen, seit Jahrtausenden von den indigenen Völkern in ganz Mittel- und Südamerika zur Herstellung von Chicha, einem fermentierten alkoholischen Getränk, verwendet.
Aber wie steht es denn um dem «Affensuff»?
Die Tiere werden nicht betrunken, so die Beobachtung. Nicht, weil ihnen der Alkohol nicht auf das Gehirn schlagen würde, sondern, weil ihr Magen schlicht zu klein ist, um die für einen Rausch nötige Menge an Früchten, beziehungsweise eben Alkohol, aufzunehmen.
Mit der Zeit lernte der Mensch, die Gärung gezielt herbeizuführen, also alkoholhaltige Getränke herzustellen. Wobei auch Bier in seinen Anfängen einfach als energiereiches Nahrungsmittel konsumiert wurde – so beispielsweise im alten Ägypten. In Klöstern, nannte man Bier auch «flüssiges Brot».
Mit der Weingärung stieg der Alkoholgehalt auf zwölf bis 14 Prozent. Und schliesslich wurde die Destillation erfunden, mit der man Getränke mit bis zu 95 Prozent Alkohol erzeugen kann – in gewissen Rumsorten zum Beispiel.
Ein einziges Gläschen davon würde einen Klammeraffen wohl töten. Ein Mensch kann es geniessen. Sofern er die stammesgeschichtlich alte Vorliebe mit genügend stammesgeschichtlich neuer Intelligenz dosiert.