Der Hirnforscher Martin Schwab von der ETH und Universität Zürich versucht seit 1985, ein Verfahren zu entwickeln, um bei frisch querschnittgelähmten Patienten das verletzte Rückenmark wieder zusammenwachsen zu lassen. Er hat einen Antikörper entwickelt gegen einen Faktor namens Nogo, welcher das Wachstum des Zentralnervensystems hemmt. Tierversuche sind vielversprechend, aber die Übertragung auf den Menschen zieht sich hin. Gerade erst ist wieder ein klinischer Versuch gestartet.

Publizieren Sie negative Resultate?
Wir haben manches negative Forschungs-Resultat publiziert, aber nicht in den besten Fachzeitschriften. Abgesehen davon bedeutet «nicht publiziert» nicht «geheim». Denn alle klinischen Studien werden heute registriert. Dann kann man sie auch ohne Publikation der detaillierten Resultate nachsehen.

Warum ist es so viel schwieriger, negative Resultate zu publizieren?
Will ich Negativresultate publizieren, kommt vom Journal und auch von der Leserschaft immer die Frage, warum etwas nicht geklappt hat. Oft ist es aber schwierig, zu erklären, warum ein Resultat negativ ist. Um das zu erforschen, findet man meistens kein Budget oder Personal. Häufig fehlt auch das Interesse. Welcher Doktorand will schon eine Dissertation machen, um ein Nullresultat zu erklären?

Sie selbst sagen, das kann im klinischen Versuch auch gefährlich sein.
Genau. Findet man bei der Erprobung von Medikamenten vielleicht keinen Effekt, weil die Dosis noch nicht stimmte, oder die Art der Verabreichung? Mache ich trotz negativem Resultat weiter und gefährde womöglich Patienten? Eher lässt man das dann bleiben, läuft aber Gefahr, manche gute Substanz zu übersehen.

Was ist die Lösung?
Es müsste mehr Geld zur Verfügung stehen, auch bei negativem Resultat weiterzumachen, bis man weiss, warum es nicht funktioniert hat.

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