Unser Wissen über Tiere ist nicht nur geprägt von wissenschaftlichen Fakten. Wie stark Überlieferungen unser Bild von Tieren beeinflussen, zeigt sich am Beispiel des Braunbären. In Märchen und Geschichten verkommt Meister Petz nicht selten zum kuscheligen, manchmal schusseligen Teddybären. Braunbären sind uns jedoch in Kraft und Schnelligkeit überlegen. Und sie sind sehr lernfähig: Immer wieder lernen einzelne Tiere, dass sie in der Nähe von Menschen Futter finden. Mit gezielten Massnahmen lässt sich das Auftreten von Bären in menschlichen Siedlungen zwar mindern. Dennoch ist bei Begegnungen mit ihnen Vorsicht geboten – Bären sind weder kuschlig noch gemütlich.
Ob schlau, hinterlistig oder gutmütig – in Märchen verkörpern Tiere menschliche Eigenschaften und prägen damit unser Tierbild. Oft stehen diese Bilder dem sachlichen Umgang mit Wildtieren jedoch im Wege. Im Naturmuseum Thurgau in Frauenfeld widmet sich die aktuelle Ausstellung «Grimms Tierleben» zehn Tierarten aus den Märchen der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm. Indem die Märchen der biologischen Wirklichkeit gegenüber gestellt werden, verbindet die Ausstellung Fantasie und Wissenschaft und fordert dazu auf, die eigenen Vorstellungen von Wildtieren zu hinterfragen.