Das musst du wissen

  • Ein Test in der Antarktis hat gezeigt: Auch unter widrigen Umständen gedeiht Gemüse.
  • Die Pflanzen in der Antarktis nehmen überlebenswichtige Stoffe nicht aus dem Boden, sondern aus einer Nährstofflösung.
  • Diese Technik könnte schon bald in der Raumfahrt Anwendung finden und längere Missionen ermöglichen.

Frische Gurken, Salat, Radieschen und Basilikum: All dies kann auch in der Antarktis wachsen. Dies haben deutsche Wissenschaftler in dem Projekt EDEN-ISS erfolgreich getestet, wie sie am Montag mitgeteilt haben. In einem Gewächshaus in der Antarktis haben sie Pflanzen angebaut und geerntet. Die Technik, die sie angewendet haben, könnte auch im Weltall und sogar auf dem Mond oder Mars funktionieren.

Das Gewächshaus liegt 400 Meter neben der polaren Forschungsstation Neumayer III und versorgt deren Besatzung mit frischem Gemüse. Darin wachsen zwanzig verschiedene Pflanzenarten. Erde brauchen sie dafür aber nicht: die Wurzeln hängen stattdessen lose in einem Behälter. In diesem steckt auch ein Spray, der die Wurzeln im Zehnminutentakt mit einer Nährstofflösung besprüht. Durch dieses sogenannte aeroponische Anbausystem bekommt die Pflanze alles, was sie zum Überleben und Wachsen braucht. Zudem benötigt es wenig Platz und erwies sich als ressourceneffizient. Auch die Lichtverhältnisse, die Luftqualität sowie die Temperatur müssen überwacht werden. Pestizide und Insektizide brauchen die Pflanzen nicht, denn die kleinen Tierchen gibt es in dieser lebensfeindlichen Umgebung gar nicht.

Wurzeln von TomatenpflanzenDLR

Da für den Anbau keine Erde benötigt wird, hängen die Wurzeln lose im Behälter.

Die Forschenden, die den antarktischen Winter in der Forschungsstation verbringen, ernähren sich normalerweise vor Allem von gut haltbaren Lebensmitteln. Denn sie sind monatelang abgeschnitten von der Aussenwelt. Aber die neun Wissenschaftler, die den letzten Antarktis-Winter im ewigen Eis verbracht haben, freuten sich über die abwechslungsreiche Rohkost: «Der Geschmack des frischen Gemüses und dessen Geruch haben einen bleibenden Eindruck bei der Überwinterungscrew hinterlassen und sich sichtbar positiv auf die Stimmung im Team über die lange Zeit der Isolation ausgewirkt», so Paul Zabel. Er ist der deutsche Raumfahrtingenieur, der sich ein Jahr lang um die Pflanzen gekümmert hat.

Die Forschenden haben nun ein Konzept für eine faltbare Version von dem Gewächshaus vorgestellt, die man an eine Falcon-9-Rakete montieren und so im All, auf dem Mond oder dem Mars verwenden könnte. Sie ist mit dreissig Quadratmetern fast dreimal so gross wie die Antarktis-Version.

Projekt EDEN-ISS

Das Projekt EDEN-ISS wird in Zusammenarbeit mit dem Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) realisiert. Zahlreiche weitere internationale Partner arbeiten in einem Forschungskonsortium zusammen: Wageningen University and Research (Niederlande), Airbus Defense and Space (Deutschland), LIQUIFER Systems Group (Österreich), National Research Council (Italien), University of Guelph (Kanada), Enginsoft (Italien), Thales Alenia Space Italia (Italien), AeroCosmo (Italien), Heliospectra (Schweden), Limerick Institute of Technology (Irland), Telespazio (Italien) sowie die University of Florida (USA). Finanziert wird das Projekt aus Mitteln des Europäischen Forschungsrahmenprogramms Horizon 2020.

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