Das musst du wissen

  • Thermische Pools im Dallol-Gebiet in Äthiopien sind selbst für die widerstandsfähigsten Lebewesen zu lebensfeindlich.
  • Die Pools sind zu heiss, zu salzig und zu sauer, um Leben zu ermöglichen.
  • Das Vorhandensein von Wasser muss also kein Indikator für Leben sein.

Es gibt Bakterien, denen hohe Strahlung nichts ausmacht und die deshalb auch im Kühlwasser von Atomreaktoren leben. Andere wachsen selbst bei Temperaturen über 100 Grad weiter. Es gibt winzige Bärtierchen, die den enormen Wasserdruck am Boden des Marianengrabens ertragen.

Das Bärtierchen Milnesium tardigradum.Schokraie E, Warnken U, Hotz-Wagenblatt A, Grohme MA, Hengherr S, et al. (2012)

Das Bärtierchen Milnesium tardigradum.

Und ein roter Plattkäfer überlebt selbst arktische Tiefsttemperaturen.

Sieht heiss aus und mag es cool – der rote Borkenkäfer, hier aufgenommen im Rock Creek Park in Washington, D.C.Katja Schulz

Sieht heiss aus und mag es cool – der rote Plattkäfer. Hier ein Exemplar, das im Rock Creek Park in Washington, D.C. lebt.

Leben breitet sich also in den widrigsten Umständen aus. Solche sogenannt extremophilen Lebewesen werden erforscht, weil dadurch auch Rückschlüsse auf das Leben im All gezogen werden können. Nun haben Forschende aber einen Ort auf der Erde gefunden, wo wirklich kein Leben existiert: Das Dallol-Gebiet in Äthiopien.

In dem Geothermalgebiet wird es täglich über 40 Grad heiss und die Thermal-Pools sind nichts für Warmbader: Sie sind äusserst salzig, äusserst sauer und bis zu über 100 Grad heiss. An manchen Orten blubbert das Wasser und giftige Gase steigen auf. In diesen Gaswolken sterben regelmässig Vögel, weshalb Kadaver verstreut herum liegen.

Im Mai verkündeten Wissenschaftler, in diesen lebensfeindlichen Wasserpools Mikroorganismen entdeckt zu haben. Nun widerlegen spanische und französische Forschende diese Ergebnisse, wie sie im Fachmagazin Nature Ecology & Evolution schreiben.

Science-Check ✓

Studie: Hyperdiverse archaea near life limits at the polyextreme geothermal Dallol areaKommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDie Studie untersucht Proben aus verschiedenen Zonen des Dallol-Gebiets sowie aus verschiedenen Jahren. Die ursprüngliche Studie, welche vermeintlich Mikroorganismen in den Pools nachwies, hingegen beschränkte sich auf nur eine Stelle, an der während einer einzigen Exkursion Proben genommen wurden. Die neuen Ergebnisse sind deshalb zuverlässiger.Mehr Infos zu dieser Studie...

Sie untersuchten verschiedene Proben aus den Jahren 2016, 2017 und 2018 mittels verschiedenster Methoden: Sie suchten nach Genen, nach einzelnen Zellen, versuchten Zellkulturen aus den Proben zu züchten, führten chemische Analysen durch und suchten per Röntgenstrahlen und Mikroskopie nach Lebewesen. Während in der Wüste und den salzigen Felsen um die Thermen eine grosse Diversität an salzliebenden Mikroorganismen herrscht, fanden die Forschenden in den Pools und Seen selber nichts.

Laut der Studie gibt es zwei Bedingungen, die ein Leben in den Pools verunmöglichen: Einerseits die Gleichzeitigkeit von sehr hohen Temperaturen, hohem Salzgehalt und hohem Säuregrad. Andererseits die Fülle an strukturbrechenden, sogenannten chaotropen Magnesiumsalzen. Diese zerstören nicht nur Wasserstrukturen sondern auch Moleküle wie DNA und RNA.

«In anderen Studien könnten neben der Verunreinigung der Proben durch Mikroorganismen der angrenzenden Gebiete auch Mineralpartikel mit fossilen Zellen verwechselt worden sein», sagt Lopez Garcia, Hauptautor und Biologe am Französischen Nationalzentrum für Wissenschaftliche Forschung in einer Mitteilung. Die Studie beweise, dass es auf der Erde sterile Orte gäbe, an denen Wasser vorhanden ist. Das Vorhandensein von Wasser wird oft mit der Existenz von ausserirdischem Leben verbunden. Die Dallol-Pools zeigen also die Grenzen des Lebens auf.

Diesen Beitrag teilen
Unterstütze uns

regelmässige Spende