Das musst du wissen

  • Negative Studienresultate nicht zu veröffentlichen, zieht sich durch alle wissenschaftlichen Disziplinen.
  • So zum Beispiel in der Wasserforschung, wie eine Umfrage aufzeigt.
  • Ursachen-Recherchen sind oft zeitaufwendig. Darum verzichten Forschende lieber ganz auf eine Publikation.

Ein Sprichwort sagt: «Aus Fehlern lernt man.»

Auch in der Wissenschaft gilt: Neue Erkenntnisse wachsen auch aus Fehlern, Hindernissen und unerwarteten Befunden. Über diese negativen Resultate schweigen die Forschenden allerdings häufig. Dadurch werden vor allem positive Ergebnisse in den Fachzeitschriften publiziert. «Es fehlt meist die Zeit, um negativen Resultaten auf den Grund zu gehen. Sie fallen daher oft unter den Tisch, obwohl man daraus vielleicht neue Erkenntnisse gewinnen könnte», sagt Andrea Popp, Doktorandin am Schweizer Wasserforschungsinstitut Eawag und Vorsitzende der internationalen Vereinigung junger Wasserforscher «Young Hydrologic Society» YHS.

Über die Stellung und die Zukunft der experimentellen Hydrologie wird in Fachzeitschriften intensiv diskutiert. Denn sie birgt Risiken, da höhere Kosten anfallen und negative Resultate wahrscheinlicher sind, die sich wiederum schlechter publizieren lassen. Somit besteht die Gefahr, dass die experimentelle Hydrologie an Bedeutung verliert.

Plattformen für negative Resultate kaum genutzt

Eine Gruppe von Hydrologen führte deshalb 2017 eine Umfrage zur Stellung der experimentellen Forschung durch, an der sich knapp 350 Hydrologen weltweit beteiligten. In den publizierten Ergebnissen fiel die mangelhafte Diskussion über negative Resultate auf. Andrea Popp und ihre Kollegen stellten deshalb in einem Kommentar im «Hydrological Sciences Journal» Gegenmassnahmen vor. So empfehlen sie, negative Resultate in Sonderausgaben von Fachzeitschriften, Internetplattformen oder Blogs zu veröffentlichen.

Obschon es verschiedene Journale und Internet-Plattformen gibt, wo Wissenschaftler negative Resultate einreichen können, ist das Echo bislang gering: «Viele finden die vorgeschlagenen Massnahmen gut. Doch den Forschern fehlt die Zeit, sie auch umzusetzen», sagt Andrea Popp. Trotzdem will sie sich, zusammen mit ihren Kollegen, weiter für eine offene Kommunikation über negative Resultate einsetzen. So plant die YHS ebenfalls eine Plattform für Misserfolge. Denn Wissenschaft braucht Zeit. Zeit zum Forschen, Zeit zum Denken, Zeit, Fehler zu machen und Zeit, darüber zu sprechen.

Diesen Beitrag teilen
Unterstütze uns

regelmässige Spende