Bis zu 350’000 Tonnen Salz braucht es in einem kalten Winter, um die Schweizer Strassen von Schnee und Eis freizuhalten. Was Fussgängern, Auto- und Velofahrern die Mobilität erleichtert, bekommt den Bäumen nicht gut. Das Salz gelangt über die Wurzeln in die Blätter. Dort entzieht es den Zellen Wasser, worauf die Blattspitzen austrocknen.
Oft ist das deutlich zu sehen. Ein Beispiel dafür sind die Linden an der Zürcher Bahnhofstrasse, die im Sommer braune Blattränder aufweisen. Schaden nehmen auch die Rosskastanien: Sie treiben häufig im Herbst ein zweites Mal aus. «Es handelt sich um eine Stressreaktion», erklärt Gartenbauingenieurin Antje Lichtenauer von der Beratungsfirma Baumbüro. Zudem wird der Boden durch das Salz alkalischer. Somit können die Pflanzen wichtige Nährstoffe wie etwa Eisen weniger gut aufnehmen. Dies führt zu schwächerem Wachstum und spröden Ästen, die bei einem Sturm leicht abbrechen.
Proben zeigen Ausmass
Die Baumspezialistin untersucht im Auftrag der Stadt Zürich seit sechs Jahren die Erde an 48 Standorten mit Jungbäumen. Dreimal jährlich entnimmt sie Bodenproben: zu Beginn des Winters, nach dem ersten Salzeinsatz sowie im Mai. Schon nach einmal Streuen erreicht die Salzkonzentration an einigen Standorten jeweils Ausmasse, bei denen Baumschäden wahrscheinlich sind. Besonders betroffen sind Bäume auf den Mittelstreifen stark befahrener Strassen, wohin die Fahrzeuge den salzhaltigen Schneematsch spritzen. Generell steigt der Salzgehalt: «Die Ergebnisse deuten auf eine langfristige Anreicherung im Boden hin», sagt Antje Lichtenauer. Ob sich die Vermutung bestätigt, werden weitere Untersuchungen zeigen.
Nur so viel wie nötig
Bei der Stadt Zürich ist man sich des Problems bewusst. Man streue so viel Salz wie nötig und so wenig wie möglich, sagt Daniel Eberhard von der Medienstelle. Zudem würden die Strassenarbeiter darauf achten, den mit Salz versetzten Schnee nicht an die Baumstämme heranzuschieben. Wenn möglich verwenden sie auch flüssige Salzlösung – sogenannte Sole, bei der eine geringere Menge nötig ist, erklärt Eberhard. «Doch Verkehrssicherheit und Mobilität müssen gewährleistet sein.»