Weltweit sind fast 13000 Tierarten vom Aussterben bedroht. Das zeigt die rote Liste, welche die Weltnaturschutzunion IUCN seit über 20 Jahren führt. Um zu berechnen, wie gross die Bedrohung für eine bestimmte Art ist, tragen Wissenschaftler in akribischer Arbeit eine Menge Daten zusammen. Die aktuelle Ausgabe der roten Liste enthält Informationen zur Lebensweise, zur globalen Verbreitung und zur Geschwindigkeit des Rückgangs von insgesamt über 45000 Wirbeltierarten.

Aber es geht auch einfacher. Um herauszufinden, wie stark eine bestimmte Tierart vom Aussterben bedroht ist, könnte es reichen, ihr Körpergewicht zu kennen. Das zeigt eine Studie eines internationalen Forschungsteams. Die Wissenschaftler glichen die vorhandenen Gefährdungsdaten aller auf der roten Liste erfassten Wirbeltiere mit ihrem Körpergewicht ab und fanden zwei Gesetzmässigkeiten. Für Tiere ab einem Kilogramm Körpergewicht gilt: je grösser, desto gefährdeter. Dies wegen der Bejagung durch den Menschen. Am anderen Ende des Gewichtsspektrums zeigt sich bei gewissen Tiergruppen jedoch ein unerwarteter Effekt. Bei Amphibien – also Fröschen, Kröten, Molchen und Salamandern – sind die ganz Kleinen sogar doppelt so stark vom Aussterben bedroht wie die ganz Grossen.

Auch dafür sei der Mensch die Ursache, schreiben die Forscher. Denn die kleinsten Tiere haben oft geografisch eng eingegrenzte Lebensräume und laufen deshalb Gefahr, durch Landwirtschaft, Abholzung und Siedlungen verdrängt zu werden. Zudem leiden sie stärker unter Schadstoffen als grössere Tiere.

Komplett aus dem Gleichgewicht

«Der ganze Planet ist von Menschen geprägt», sagt Markus Fischer von der Universität Bern. Es sei daher unvermeidlich, dass Tierarten dadurch bedroht sind. Fischer ist Präsident des Forums Biodiversität Schweiz, welches zwischen Wissenschaftlern und Entscheidungsträgern in der Politik vermitteln will. Zwar sei es natürlich, dass im Lauf der Zeit immer wieder neue Arten entstehen und andere aussterben. Doch der Mensch habe dies komplett aus dem Gleichgewicht gebracht, sagt Fischer: «Mittlerweile sterben Arten mit hundert- bis tausendfach schnelleren Raten aus, als dies natürlicherweise der Fall wäre».

Letztes Jahr hat der Bundesrat einen Aktionsplan zur Biodiversität verabschiedet, der mehrere Massnahmen zur Erhaltung der Artenvielfalt vorsieht. «Das ist ein erfreulicher erster Schritt», sagt Fischer. Doch damit sei der Rückgang der Arten noch lange nicht gestoppt: «Das braucht noch viel Einsatz – und zwar von der gesamten Gesellschaft.»

Die Erstversion dieses Beitrags erschien am 23. September 2017.
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