Das musst du wissen
- Sieben von zehn Kaugummis landen auf dem Boden. Dort dauert es bis zu zehn Jahren, bis sie abgebaut sind.
- Für die Umwelt besser wären pflanzliche, biologisch abbaubare und plastikfreie Produkte.
- Dies wäre auch für die Gesundheit von Vorteil, da einige herkömmliche Kaugummis problematische Stoffe enthalten.
Warum wir darüber sprechen. Zwei dänische Unternehmer, Peter Juul Regnersgaard und Morten Ebdrup, haben 2017 True Gum lanciert, um zwei Probleme anzugehen: Plastik und Zusatzstoffe in industriellen Kaugummis sind sowohl in ökologischer als auch in gesundheitlicher Hinsicht bedenklich. Die Dänen sind nicht die ersten, die in diesen Markt des gesunden und umweltfreundlichen Kaugummis einsteigen, aber das kleine Start-up hat im letzten Herbst eine Million Euro an Finanzierung erhalten. Genug, um den Vertrieb in Europa zu beschleunigen und dort zu reüssieren, wo andere versagt haben.
Der Kaugummi. Im Jahr 1999 errechnete die Universität Zürich, dass weltweit jährlich 374 Milliarden Einheiten Kaugummi konsumiert werden. Das sind etwa drei Milliarden Kilogramm. In den letzten zwanzig Jahren schwankte dieser Markt, erreichte im Jahr 2020 aber einen Umsatzwert von knapp dreissig Milliarden Dollar. Prognosen gehen davon aus, dass der Markt bis 2027 auf beinahe vierzig Milliarden Dollar wachsen wird. Die zwei grössten Konsumenten der Welt sind die Vereinigten Staaten und Frankreich.
Die überwiegende Mehrheit der Kaugummis wird industriell hergestellt und enthält eine Mischung aus synthetischen Polymeren. Sie sind unlöslich in Wasser, Öl, Alkohol, chlorierten Lösungsmitteln und Benzin. Sie sind gegen Säuren und Soda unempfindlich und die verwendeten Polymere sind auch vor Bakterien oder Schimmel gefeit. Das macht sie sehr widerstandsfähig, und es dauert zwischen drei bis zehn Jahren, bis die kombinierte Wirkung von Sonnen-UV und Temperaturschwankungen die Komponenten zerlegt. Wenn man bedenkt, dass sieben von zehn Kaugummis auf dem Boden und insbesondere auf Trottoirs landen, ist das Schadenspotenzial für die Umwelt erheblich. Laut verschiedenen Schätzungen ist Kaugummi für die Produktion von 100 000 Tonnen Abfall pro Jahr verantwortlich.
Die Fédération romande des consommateurs FRC, eine Konsumentenschutzorganisation der Westschweiz, hat im April 2020 einen Test veröffentlicht, in dem sie die Inhaltsstoffe von 22 verschiedenen Kaugummis untersuchten. Die Ergebnisse sprechen für sich: Es wurden sechs problematische Zusatzstoffe gefunden, und zwar Titandioxid (E171), Karminsäure (E120), BHA (E320), BHT (E321), Calciumphosphat (E341) und mehrere Süssstoffe.
Tugendhafte Besinnung? In den letzten Jahren wurden mehrere Initiativen gestartet, um Kaugummi gesünder und umweltgerecht zu produzieren, insbesondere in Mexiko. Dort wurde 2009 mit Chicza der erste «hundert Prozent biologische, vegane und biologisch abbaubare Kaugummi» auf den Markt gebracht, doch er konnte sich ausserhalb von Spezialgeschäften nicht wirklich durchzusetzen.
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Die Initiative von Peter Juul Regnersgaard und Morten Ebdrup bewegt sich in einem ganz anderen Rahmen. In zehn Jahren hat sich das Interesse an solchen Produkten radikal verändert und das Kapital fliesst, damit True Gum auf dem europäischen Markt Fuss fassen kann, angefangen mit Deutschland und Frankreich.
Der Kaugummi des dänischen Start-ups ist auch hundert Prozent pflanzlich, biologisch abbaubar, zertifiziert vegan und plastikfrei. Der Saft des Gummibaums ersetzt chemische Polymere, und die Aromen sind alle natürlich.
Juul Regnersgaard, Mitbegründer des Startups, erklärte in der amerikanischen Zeitschrift Wired, wofür sie die eine Million Euro verwenden werden:
«Wir können in effizientere Ausrüstung investieren, sowohl für die Forschung- und Entwicklungs-Phase als auch für die Produktionsphase. In gewisser Weise ist es immer noch sehr handgemacht. Wir sind bisher einfach ein paar Leute, die es in Kopenhagen produzieren.»