Das musst du wissen

  • In Diskussionen über den Klimawandel tauchen immer wieder Argumente auf, die wissenschaftlich unhaltbar sind.
  • Zum Beispiel, der CO₂-Anteil in der Atmosphäre sei zu gering, als dass das Gas einen Einfluss auf das Klima haben könne.
  • In Wahrheit können viele Stoffe schon in kleinen Mengen eine grosse Wirkung haben. Etwa Alkohol, der uns betrunken macht.

Der Nationalrat hat das CO₂-Gesetz abgelehnt. Die FDP, weil es trotz ihrer Verwässerung noch immer zu streng war. Die SP, weil es wegen der Verwässerung durch die FDP zu lasch war. Und die SVP, weil sie sowieso dagegen ist.

Die Schweizer Politiker haben also noch nicht begriffen, dass das durch die Verbrennung von Erdöl, Gas und Kohle ausgestossene CO₂ ein wesentlicher Verstärker des Treibhauseffekts ist und somit die Temperatur auf der Erde anheizt.

In solchen politischen Debatten werden immer wieder auch urälteste und falsche Argumente aufgewärmt. So auch in dieser Grafik, die in den letzten Tagen in verschiedenen Kanälen um die Welt ging.

zVg

Mit dieser Grafik behaupten Klimaleugner immer wieder, der Mensch sei nicht an der Klimaerwärmung schuld. Wir haben sie korrigiert.

Sie behauptet, dass das CO₂ in so geringen Mengen in der Atmosphäre vorkommt, dass es gar keinen Effekt auf das Klima haben könne.

An der Grafik ist einiges falsch.

  • Der CO₂-Gehalt der Erdatmosphäre beträgt nicht 0.038 Prozent, sondern unterdessen 0.040934 Prozent. Er steigt so schnell an, dass die Grafiker der Klimaskeptiker nicht mal mit Anpassen nachkommen.
  • Falsch ist auch die Behauptung, dass der Mensch dazu 5 Prozent beigetragen hat. Der CO₂-Gehalt in der Atmosphäre lag vor der Industrialisierung, also bevor wir massiv fossile Energieträger verbrannten, bei 0.028 Prozent. Damit es nicht so viele Stellen nach dem Komma gibt, rechnet die Wissenschaft nicht in Prozent, sondern in Millionstel. Also 280 ppm (parts per million). Heute liegt das CO₂ – wie gesagt – bei rund 400 ppm. Das heisst, es stieg durch menschliche Aktivitäten von 280 auf 400 ppm, also um 42 Proeznt. Das ist nicht nur ein rekordhoher Anteil, sondern auch der schnellste Anstieg, den die Erde jemals erlebt hat. Und somit beträgt der vom Menschen beigetragene Anteil an der heutigen Konzentration 30 und nicht 5 Prozent, wie die Grafik behauptet.
  • Woher kommt dann diese Zahl 5 Prozent? Tatsächlich existiert der Wert. Aber er besagt, wie viel des gesamten CO₂-Kreislaufs auf der Erde vom Menschen stammt. Diese Betrachtung ist völlig unsinnig. Denn der CO₂-Kreislauf ist ein stabiles Gleichgewicht. Pflanzen nehmen CO₂ auf und setzen es beim Verrotten oder wenn wir sie verdauen wieder frei. Es wird immer gleich viel freigesetzt wie aufgenommen. Wichtig ist, wie sehr man dieses Gleichgewicht stört. Es ist, wie wenn man in eine Badewanne Waser füllt und immer gleich viel Wasser abfliesst. Da kann eine Million Liter einfliessen und gleichviel raus. Das ist stabil. Aber wenn ich nur ein Glas zusätzlich reingiesse, überläuft die Wanne.

Die Grafik stellt auch eine Frage, ob so wenig CO₂ überhaupt das Klima beeinflussen kann.

Die Antwort ist ganz klar: ja. Denn es hat die Eigenschaft, Lichtstrahlung (die von der Sonne zu Erde gelangt) durchzulassen, aber Wärmestrahlung (die von der Erdoberfläche zurückgeworfen wird) zurückzuhalten. Das ist eben der berühmte Treibhauseffekt.

Aber in so geringen Mengen? Der Herr, der mir die Grafik auf Twitter zugeschickt hat, behauptet, etwas, das in so geringen Mengen vorhanden sei, könne keinen Einfluss haben. Das behaupten auch heute noch einige SVP-Politiker und wahrscheinlich sämtliche Republikaner im amerikanischen Kongress.

Liebe Klimaskeptiker: Auch schon mal ein bisschen Alkohol getrunken? Wie hoch ist das gesetzliche Limit am Steuer? 0.5 Promille, macht 0.05 Prozent – oder eben 500ppm – ein ähnlicher Wert wie das CO₂ in unserer Atmosphäre! Ziemlich wenig und schon kann man nicht mehr Auto fahren.

Also denkt daran, wenn ihr euch jetzt über die Festtage mal ein Gläschen gönnt und dann angesäuselt über die Klimapolitik lästert: Verdammt wenig kann schon verdammt viel ausmachen.

 

 

Der Faktist

Der Faktist schaut ganz genau hin. Im Dschungel der wissenschaftlichen Studienresultate behält er den Überblick. Zeigt, was zusammenhängt. Und was einfach nicht aufgeht. Der Faktist ist Beat Glogger, Gründer und Chefredaktor von higgs. Jeden Dienstag als Sendung auf Radio 1 und als Video auf higgs.
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