Das musst du wissen

  • Mit Covid-19 infizierte Menschen scheiden Viren-RNA aus. Diese könnte über das Abwasser nachgewiesen werden.
  • Dank dieser Technologie könnten künftig Ausbrüche frühzeitig erkannt und gestoppt werden.
  • In der Praxis ergeben sich allerdings Herausforderungen: Akut Kranke und ehemals Infizierte lassen sich nicht trennen.
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Rettet uns das Abwasser? Covid-19-Infektionen können sehr exakt über unsere Ausscheidungen nachgewiesen werden – das lässt Forschende hoffen, künftige Ausbrüche über eine Überwachung von Abwasser zu erkennen und eindämmen zu können. Aber die Technologie ist fehleranfällig. Das ist das Ergebnis einer Studie von Forschenden der Universität Virginia.

Science-Check ✓

Studie: Development of wastewater pooled surveillance of SARS-CoV-2 from congregate living settingsKommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsRNA-Spuren werden sehr zuverlässig entdeckt, allerdings auch im Falle einer überstandenen Infektion. Ausserdem ist die Anzahl Stichproben relativ klein. Die Resultate der Studie sind deshalb nicht allgemeingültig und müssen durch weitere Forschung bestätigt werden.Mehr Infos zu dieser Studie...

Die Idee dahinter ist nicht neu: Schon seit Beginn der Pandemie weisen Forschende darauf hin, dass es möglich sein müsste, Covid-19-Ausbrüche über das Abwasser zu registrieren, weil Infizierte RNA des Virus, also Gen-Stückchen, ausscheiden. Die Studie nährt diese Hoffnung: Dank der hohen Genauigkeit, mittels derer die Virus-RNA im Abwasser nachgewiesen werden kann, könnten künftig neue Ausbrüche in einem frühen Stadium erkannt werden. Das wäre an Orten hilfreich, an denen Menschen eng zusammenleben und deshalb besonders gefährdet sind, wie Pflegeheime oder Studierenden-Wohnheime.

Die Forschenden um Projektleiterin Amy Mathers haben verschiedene Möglichkeiten verglichen, Proben aus dem Abwasser zu sammeln und auszuwerten, um daraus die beste Vorgehensweise für die Praxis abzuleiten. Sie untersuchten dafür über einen Zeitraum von acht Wochen Proben aus dem Abwasser von zwei Studierenden-Wohnheimen mit insgesamt 171 Bewohnern, bei denen bekannt war, dass dort auch Infizierte leben. Auf diese Weise konnten sie 96 Prozent der Fälle nachweisen.

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Frühe asymptomatische Covid-19-Fälle erkannt

Die vielleicht überraschendste Erkenntnis der aktuellen Untersuchung: Es sei sogar möglich gewesen, frühe, noch asymptomatische Fälle zu entdecken. Offenbar lassen sich also schon geringe Spuren der RNA des Virus gut nachweisen.

Allerdings gibt es eine zentrale Limitation der Technologie: Aufgrund ihrer hohen Genauigkeit entdeckten die Forschenden so auch Fälle von Genesenen, die nicht mehr ansteckend sind, aber noch Spuren des Virus ausschieden. Es ist bisher nicht möglich, diese von neuen Fällen zu unterscheiden. Zählt man also jene Fälle ehemals Erkrankter, die von der Technologie entdeckt werden, als Falsch-Positive – was man tun sollte, wenn die Methode zur Früherkennung von neuen Ausbrüchen verwendet werden soll – dann sinkt die sogenannte Spezifität der Methode auf 45 Prozent: es werden also nur 45 Prozent der Nicht-Ansteckenden als solche richtig erkannt. 55 Prozent derer, die von der Technologie als infiziert erkannt werden, sind also entweder gar nicht oder nicht mehr ansteckend.

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