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Die Wahlen sind vorbei, und der Nationalrat wird in den nächsten vier Jahren um einiges anders zusammengesetzt sein: nämlich grüner. Ein Punkt kam im Wahlkampf immer wieder auf: Wie viel Wert haben wissenschaftliche Fakten in der Politik? Extrem war es – und wird es wohl noch ein Weilchen bleiben – beim Thema Klimawandel.
Einerseits toben in Fernsehdiskussionen und vor allem in den Sozialen Medien wahre Schlachten mit beliebig herausgezupften, manchmal auch krass falschen «Fakten».
Und jeder beruft sich auf irgendwelche «Wissenschaft», die gerade seine eigene Position richtig erscheinen lässt.
Andererseits werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – oftmals sogar ziemlich rüde – angehalten, sich gefälligst nicht in die Politik einzumischen. So schreibt ein User bei uns auf higgs: «Ein Wissenschaftler nimmt es sich nicht heraus, anderen zu sagen, was zu tun ist.»
Wie bitte? Warum nicht?
Fordert irgendjemand, dass sich Banker nicht äussern, wenn es um Entscheide zum Finanzplatz geht? Verbietet man den Bauern, sich einzumischen, wenn es um den Milchpreis oder gentechnisch veränderte Pflanzen geht?
Warum soll ausgerechnet die Wissenschaft, die die Fakten erarbeitet, daraus nicht auch Handlungsempfehlungen für Politik und Gesellschaft ableiten?
Diese Frage wurde mir schon auf den Sozialen Medien beantwortet: «Weil die Forschung staatlich finanziert ist und darum neutral zu sein hat», schrieb mir ein User.
Okay: Wer vom Staat Geld bezieht, soll den Mund halten?
Also die Banken, weil die im Krisenfall vom Staat gerettet werden, die Bauern, weil sie Direktzahlungen beziehen? Und so weiter.
Das zeigt, wie absurd die Idee ist, dass sich Wissenschaft aus der Politik rauszuhalten habe.
Und das sage ich jetzt auch zu all jenen Forscherinnen und Forschern, die sich so nobel zurückhalten.
Ihr seid die Expertinnen und Experten, deren Erkenntnisse wohl am meisten Auswirkungen auf unsere Zukunft haben.
Wir brauchen euer Wissen. Also versteckt euch nicht im Elfenbeinturm. Einmischung ist für euch Pflicht!