Das musst du wissen
- Für Patienten spielt es keine Rolle, mit welchem der beiden Corona-mRNA Impfstoffe sie geimpft werden.
- Für eine ausreichende Immunisierung sind zwei Impfdosen nötig.
- Es ist nicht klar, ob geimpfte Personen andere dennoch mit dem Coronavirus anstecken können.
Endlich ist es so weit: In allen Kantonen ist der Startschuss für die Covid-19-Impfungen gefallen. Die beiden mRNA-Impfstoffe von Pfizer/Biontech und Moderna hat die Arzneimittelbehörde Swissmedic bisher zugelassen. Laut Vertrag stehen der Schweiz drei Millionen Impfdosen der Firma Pfizer/Biontech zu sowie 7,5 Millionen Impfdosen von Moderna. Der vektorbasierte Impfstoff der Firma Astrazeneca ist zurzeit noch im Zulassungsverfahren.
In den nächsten Monaten sollen nun jene Personen zuerst geimpft werden, die durch die Pandemie am stärksten betroffen sind. Dazu gehören besonders gefährdete Personen und ihre engen Kontakte, das Gesundheitspersonal sowie Menschen in Gemeinschaftseinrichtungen mit erhöhtem Ausbruchsrisiko.
Bewohnerinnen und Bewohner von Altersheimen und Pflegepersonal erhalten Informationen zur Impfung in ihrer Wohneinrichtung oder an ihrem Arbeitsplatz. Wer aufgrund einer chronischen Krankheit von Covid-19 besonders gefährdet ist, spricht die Möglichkeit einer Impfung am besten mit dem Hausarzt oder der Hausärztin ab. Personen über 75 Jahren können sich in vielen Kantonen ebenfalls schon für eine Impfung anmelden. Sie erhalten Informationen dazu bei ihrem Wohnkanton.
Die Impfung ist gratis und freiwillig. Wann sich auch Personen impfen lassen können, die nicht zur Risikogruppe gehören, hängt davon ab, wie viele Impfdosen monatlich zur Verfügung stehen und wie viele Menschen sich impfen lassen möchten. Momentan ist nicht vorgesehen, Kinder, Jugendliche und Schwangere zu impfen, da über eine Impfung dieser Gruppen noch zu wenig bekannt ist.
Impfstoffe sind gleichwertig
Kommt es darauf an, mit welchem der in der Schweiz zugelassenen Impfstoffe ich geimpft werde? «Für die Patienten sind die beiden Impfstoffe gleichwertig», sagt Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen, im Interview mit higgs. «Sie haben dieselbe Technologie, Wirksamkeit und Verträglichkeit».
Und wie sieht es mit den Nebenwirkungen aus? Klinische Studien zu den Impfstoffen zeigten, dass Schmerzen an der Einstichstelle, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Muskelschmerz und Schüttelfrost die häufigsten Nebenwirkungen waren. Diese Nebenwirkungen sind allerdings nicht aussergewöhnlich und von einer Impfung zu erwarten. Alles weitere, was du zu Nebenwirkungen wissen musst, hat dir higgs hier zusammengefasst.
Wo Allergiker aufpassen müssen
Auch Allergiker müssten sich grösstenteils keine Sorgen über Unterschiede zwischen den beiden Impfstoffen machen. «Einzig gefährdet ist, wer eine bestätigte Allergie auf einen Inhaltsstoff des Impfstoffes hat», konkretisiert Christoph Berger.
In den Zulassungsstudien des Biontech/Pfizer-Impfstoffs mit über 40 000 Teilnehmern kamen allergische Reaktionen nach dem «echten» Impfstoff ähnlich oft vor wie nach der Placebo-Impfung und zwar bei 0,6 beziehungsweise 0,5 Prozent der Probanden. Bisher erlitten in Grossbritannien und den USA seit Impfbeginn einzelne Personen unmittelbar nach der Biontech/Pfizer-Impfung einen allergischen Schock. Wie eine Auswertung der ersten knapp zwei Millionen Impfungen in den USA durch die US-Gesundheitsbehörde CDC zeigt, hatten die meisten der Betroffenen bereits bekannte Allergien gegen andere Impfstoffe oder Medikamente. Es wird vermutet, dass allergische Reaktionen auf die mRNA-Impfung auf den Hilfsstoff Polyethylenglykol, abgekürzt PEG, zurückzuführen sind. PEG wird auch in Alltagsprodukten eingesetzt, beispielsweise in Süsswaren, Hautcremes, Parfüms oder Zahnpasta.
Personen mit anderen Allergien wie zum Beispiel Heuschnupfen, allergischem Asthma, Allergien gegen Medikamente oder Nahrungsmittelallergien, können problemlos geimpft werden. Reagierte jemand jedoch bereits einmal allergisch auf eine Impfung oder auf gespritzte Medikamente, sollte das mit einem Allergologen oder der Hausärztin besprochen werden.
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Warum es zwei Impfdosen braucht
Wer sich in der Schweiz gegen Covid-19 impfen lässt, muss sich mit einem Abstand von drei bis sechs Wochen zweimal piksen lassen. Reicht eine Impfdosis denn nicht aus? «Die erste Impfung startet eine Immunreaktion gegen das Spikeprotein des Coronavirus. Das heisst, etwa zehn Tage nach der ersten Impfung gibt es eine erste Immunantwort», erklärt Christoph Berger. «Die zweite Dosis verstärkt die Immunreaktion und macht sie besser und anhaltender für einen umfassenden Schutz.» Eine Impfung mit zwei Impfdosen sei ausserdem nichts Aussergewöhnliches. Auch zum Beispiel bei der Tetanusimpfung reiche eine Dosis nicht aus.
Doch zwischen der ersten und der zweiten Impfdosis darf nicht zu viel Zeit vergehen. «Wir wissen nicht genau, wie lange eine erste Impfung schützt und eine Immunitätslücke könnte gefährlich sein», sagt Christoph Berger. Bei einer langen Wartezeit vor der zweiten Dosis, könnten sich bereits geimpfte Personen anstecken. Das würde das Vertrauen der Bevölkerung in die Impfungen schwächen. Ausserdem bedeute eine lange Wartezeit zwischen den Impfdosen zusätzlichen Organisationsaufwand. Denn: Wenn Patienten nach dem ersten Impftermin gleich den zweiten ausmachen, muss kein zusätzliches Impfaufgebot organisiert werden.
Noch keine Normalität in Sicht
Die Impfstoffe lassen uns träumen von Zeiten voller Umarmungen, Feste – und all das ohne Maske und Social Distancing. Kehrt nach einer Impfung also endlich wieder die Normalität ein? «Leider nicht», sagt Christoph Berger. «Es ist noch immer Vorsicht geboten. Wir wissen zwar, dass die Impfung vor einer Erkrankung schützt. Aber wir wissen noch nicht, ob sie auch eine Übertragung verhindert.» Es könne sein, dass das Virus bei Geimpften auf den Schleimhäuten sitze und von dort in die Luft gerate. So könnten auch nicht immune Personen angesteckt werden. Eine Änderung der Hygiene- und Verhaltensmassnahmen ist deshalb jetzt noch nicht absehbar.