Das musst du wissen

  • Die Maskenpflicht gilt neu auch für Aussenbereiche von Restaurants und Geschäften sowie für belebte Stadtgebiete.
  • Dort ist das Ansteckungsrisiko durch asymptomatische Personen hoch, wenn diese in einer Menschenmenge laut sprechen.
  • Im Freien werden Masken bei Regen aber auch nass. Hier können Stoffmasken besser schützen.

Warum es kompliziert ist. In den meisten europäischen Ländern und seit dem 18. Oktober auch in der Schweiz sind Masken in Innenräumen zur Norm geworden. Dort besteht die Gefahr, dass das Virus über Aerosole übertragen wird, besonders wenn die Räume schlecht belüftet sind. Aber die Situation im Freien ist komplizierter, da sie von vielen Einflussgrössen abhängt: die Dichte – also ob man sich in einer Menschenmasse oder in einer verlassenen Umgebung befindet –, der Sprachpegel, der Umgebungslärm und nicht zu vergessen die meteorologischen Faktoren. Die einzige Gewissheit ist: Das Tragen einer Maske bietet mehr Schutz als das Nicht-Tragen!

Massnahmen in Europa. In anderen europäischen Ländern ist das Tragen von Masken im Freien bereits Pflicht. In Italien betrifft dies das gesamte Staatsgebiet, in Frankreich betrifft es die am stärksten von der Epidemie betroffenen Departements, wie etwa die Region Ile-de-France. In Spanien ist die Situation ähnlich.

In Belgien gab es einige Verzögerungen: Anfang Oktober hat das Land seine Entscheidung, das Tragen von Masken im Freien in der gesamten Stadt Brüssel zur Pflicht zu machen, rückgängig gemacht und nur noch für bestimmte Gebiete angeordnet. Doch am 24. Oktober hob das Land angesichts einer Flut neuer Fälle seine Entscheidung wieder auf.

Risikostufen. Am 25. August fasste eine im British Medical Journal (BMJ) veröffentlichte Analyse in der unten stehenden Tabelle das Risiko einer Übertragung des Virus durch asymptomatische Träger zusammen. Es hängt davon ab, ob sie sich in geschlossenen Räumen oder im Freien aufhalten, wie gut die Belüftung ist und wie hoch die Menschendichte am Ort ist. Die Farben in der Tabelle stellen dabei eher eine qualitative als eine quantitative Schätzung des Risikoniveaus dar.

British Medical Journal

Risiko der Übertragung durch eine asymptomatische Person

Risikofaktoren. Die oben stehende Tabelle zeigt, dass es kein Nullrisiko gibt, mit oder ohne Maske. Aber das Risiko im Freien ist geringer als in einem schlecht belüfteten Raum. Die bestimmenden Faktoren für das Übertragungsrisiko sind die folgenden:

  • Menschendichte: Je höher sie ist, desto grösser das Risiko.
  • Das Tragen einer Maske senkt in jedem Fall die Höhe des Risikos – dies aber nur, wenn die Maske richtig getragen wird, also Mund und Nase bedeckt.
  • Je länger der Kontakt – mit oder ohne Maske –, desto grösser ist das Risiko. Ein Kontakt wird als lang angesehen, wenn er länger als 15 Minuten andauert.
  • Je besser ein Ort belüftet ist, desto geringer ist das Risiko. Ein offener Ort im Freien ist dabei günstiger als ein geschlossener Raum, auch wenn dieser gut belüftet ist.
  • Der Sprachpegel in einer Gruppe beeinflusst das Ansteckungsrisiko. So hat sich etwa gezeigt, dass es viele Ansteckungen in Chören gibt.
  • Der Umgebungslärmpegel hat einen indirekten Einfluss: Ein Problem entsteht etwa, wenn sich Menschen in einer Menge an einem lauten Ort befinden. Dort sind sie veranlasst, lauter zu sprechen oder zu schreien, um sich zu verständigen, was die Aerosolbildung fördert.

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Feedback. In Frankreich ist das Tragen von Masken im Freien in bestimmten Städten und Gemeinden bereits seit Ende August vorgeschrieben. Damals wurde die Pflicht zunächst kritisiert. Hat sich der Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse seither verändert? Professorin Isabella Annesi-Maesano, Forschungsdirektorin an der französischen Forschungs- und Entwicklungseinrichtung «Institut national de la santé et de la recherche médicale» ist Spezialistin für die Epidemiologie von Atemwegserkrankungen. Sie erklärt:

«Immer mehr wissenschaftliche Studien zeigen, dass das Tragen einer Maske, zusammen mit anderen Hygienemassnahmen, einen Schutz vor der Verbreitung des Virus darstellt. In einige dieser Analysen wurden reale Bedingungen, einschliesslich des Tragens von Masken im Freien, einbezogen. Die Ansteckung im Freien hängt von der menschlichen Dichte, dem Abstand zwischen den Individuen und der Dauer des Kontakts ab.»

Aussenterrassen und Warteschlangen von Cafés und Restaurants seien also Orte erhöhten Risikos, so Annesi-Maesano. Deshalb dehnt der Bundesrat die Maskenpflicht auch auf diese Bereiche aus.

«Es wurden Fälle von Ansteckungen im Freien, insbesondere auf Kaffeeterrassen, gemeldet. Allerdings gibt es derzeit keine veröffentlichten Daten für Frankreich. Einige Situationen im Freien, etwa auf Terrassen von Bars und Restaurants oder in Warteschlangen, bergen alle Risiken in sich: Die Menschen bleiben länger als 15 Minuten innerhalb eines Abstands von zwei Metern zueinander, nehmen ihre Masken ab, um zu trinken, zu essen oder zu rauchen. Das Tragen einer Maske im Freien ist daher Teil der Kette von Massnahmen, die helfen, die Übertragung zu stoppen.

Natürlich nützt das Tragen einer Maske nichts, wenn eine Person ganz allein ist, etwa auf dem Land, bei einem Spaziergang. Dass man alleine ist, kann natürlich auch in der Stadt passieren.»

Witterungsfaktoren. Das Wetter ist schon deswegen ein wichtiger Faktor, weil eine nasse Operationsmaske ihre Wirksamkeit verliert, wie die Epidemiologin Antoine Flahault von der Universität Genf, bereits im Oktober gegenüber Heidi.news erklärt hatte. Isabella Annesi-Maesano stimmt dem zu:

«Dies ist ein echtes Problem, für das es glücklicherweise eine Lösung gibt: Die Maske muss gewechselt werden, sobald sie nass ist. Generell sollten alle feuchten Masken gewechselt werden.»

In einem am 5. Juni veröffentlichten Bericht über die Verwendung von Masken schrieb die Weltgesundheitsorganisation (WHO): «Alle Masken sollten gewechselt werden, wenn sie nass oder sichtbar verschmutzt sind.» Dies wegen der elektrostatischen Ladung in chirurgischen Masken. Diese kann Viruspartikel einfangen, die kleiner sind als die Maschenweite der Faser. Doch die Faser verändert sich, sobald die Maske benetzt wird.

Bei Regen ist es wohl vorzuziehen, eine Stoffmaske nur für den Gebrauch im Freien zu tragen. Antoine Flahaut erinnerte daran:

«Stoffmasken sind sehr effektiv und können weniger durchlässig für Feuchtigkeit sein.»

Dieser Beitrag wurde erstmals auf Heidi.news veröffentlicht. Unsere Autorin Cornelia Eisenach hat ihn aus dem Französischen übersetzt.

Heidi.news

Hier gibt es Wissenswertes aus der Westschweiz. Die Beiträge stammen von unserem Partner-Portal Heidi.news, wir haben sie aus dem Französischen übersetzt. Heidi.news ist ein Online-Portal, das im Mai 2019 lanciert wurde und das sich unter anderem auf die Berichterstattung über Wissen und Gesundheit spezialisiert. Die Partnerschaft zwischen Heidi.news und higgs ist durch eine Kooperation mit dem Schweizerischen Nationalfonds SNF entstanden.
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