Das musst du wissen

  • Wenn das Blut weniger schnell und konstant fliesst, können sich die Blutbahnen verstopfen und Thrombosen entstehen.
  • Das stellt Raumfahrer vor Probleme, vor allem in Aussicht auf immer längere Missionen, zum Beispiel zum Mars.
  • Mit einer sogenannten Unterdruckhose könnte der Blutfluss wieder angeregt werden.

Die Raumfahrt stellt die Menschheit vor die verschiedensten Herausforderungen. Was sollen Astronauten während langen Missionen, wie sie zum Beispiel zum Mars geplant sind, essen? Und wie können sie sich vor der Strahlung im All schützen? Während die Wissenschaft täglich daran arbeitet, diese Probleme zu lösen, hat ein Nasa-Team ein neues Problem entdeckt und im Fachjournal Jama Network Open vorgestellt.

Science-Check ✓

Studie: Assessment of Jugular Venous Blood Flow Stasis and Thrombosis During SpaceflightKommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDie Studie ist aufgrund der kleinen Stichprobe mit Vorsicht zu geniessen. Doch das Resultat ist plausibel. Dass die Autoren die «Unterdruckhose» empfehlen, bei einer Erfolgsrate von nur 59 Prozent, scheint etwas merkwürdig.Mehr Infos zu dieser Studie...

Die Forschenden haben herausgefunden, dass sich der Blutfluss bei Astronauten verändert. Und zwar so, dass sich Blutbahnen verstopfen können und das Blut sogar in die falsche Richtung fliesst. Denn der menschliche Körper ist für das Leben auf der Erde gemacht, wo die Erdanziehungskraft unser Blut konstant nach unten zieht. In der Schwerelosigkeit pumpt der Körper immer noch gleich viel Blut in den Kopf. Dieses wird aber nicht wieder heruntergezogen. Das führt dazu, dass manchen Astronauten das Gesicht anschwillt, weil sie zu viel Blut im Kopf haben. Deshalb haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei elf Astronauten die innere Drosselvene im Hals untersucht, die Blut vom Kopf in Richtung Herz transportiert, und das vor, während und nach ihrer Mission zur Internationalen Raumstation ISS.

Sie stellten fest, dass das Blut bei sechs Probanden nach etwa fünfzig Tagen im All stehen blieb oder sogar rückwärts floss. Dies jedoch nur so weit, bis es über eine Art Abfluss in eine andere Vene und schliesslich zum Herz fliessen konnte. Zwei Astronauten entwickelten gar Verstopfungen in der inneren Drosselvene. Das kann zu einer gefährlichen Thrombose führen. Dabei bilden sich Blutgerinnsel und verstopfen die Gefässe.

Um dem vorzubeugen, gibt es ein Gerät mit dem Namen Lower Body Negative Pressure Device, oder «Unterdruckhose». Diese umschliesst den Patienten unterhalb der Taille und saugt mittels Unterdruck Körperflüssigkeiten aus der oberen in die untere Körperhälfte. Laut den Studienautoren hat die Behandlung mit der Unterdruckhose beachtliche Wirkung gezeigt. Von den siebzehn durchgeführten Therapien führten zehn zu einem besseren Blutfluss, zwei zu einem schlechteren, und fünf veränderten nichts.

Ob das reicht? Die Raumfahrtbehörden wollen in den 2030er Jahren erste bemannte Missionen zum Mars starten. Bei diesen dauert nur schon der Hinweg bis zu neun Monate. Die untersuchten Astronauten waren aber lediglich knapp sieben Monate im Weltraum.

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