Benedikt Meyers Zeitreise

Benedikt Meyer ist Historiker und Autor. Mit «Im Flug» hat er die erste wissenschaftliche Geschichte der Schweizer Luftfahrt geschrieben, mit «Nach Ohio» seinen ersten Roman veröffentlicht. Bei higgs erzählt er in der «Zeitreise» jeden Sonntag Episoden aus der Geschichte der Schweiz. Von den Wanderungen der Helvetier bis Erasmus von Rotterdam, vom Mord in Augusta Raurica bis zu Catillons tragischem Ende und von Henri Dunant bis Iris von Roten.

Für den Niedergang der Kelten war kein geringerer als Julius Cäsar verantwortlich. Und ein bisschen auch die Helvetier. Der keltische Stamm, so berichtet Cäsar in seinen «commentarii de bello gallico», wollte im Frühjahr des Jahres 58 v. Chr. nämlich nach Westen wandern. Dadurch drängte er ins Gebiet der mit Rom verbündeten Häduer und das gab Cäsar einen Anlass, gegen die Helvetier in den Krieg zu ziehen. Bei Bibracte, 70 Kilometer westlich von Dijon, kam es zur entscheidenden Schlacht: Die Helvetier wurden vernichtend geschlagen.

Cäsar schickte sie daraufhin zurück in ihr Territorium zwischen Genfer- und Bodensee, stellte fest, dass bei den Kelten ohnehin ein grosses Durcheinander herrschte, das dringend aufgeräumt werden musste, und machte sich deshalb daran, Gallien zu unterwerfen. Der brillante Feldherr ging dabei äusserst geschickt vor und spielte die Stämme immer wieder gegeneinander aus. «Divide et impera» – teile und herrsche. Erst im Jahr 52 v. Chr. vereinigten sich die verbliebenen Kelten unter Vercingetorix. Der Aufstand scheiterte aber und von da an war das Gebiet Frankreichs, der Benelux-Staaten und der Schweiz, oder anders gesagt: ganz Gallien von den Römern besetzt.

Cäsars «Bericht vom Gallischen Krieg» ist auch heute noch ein spannender Text. Mit relativ bescheidenen Mitteln eroberte er ein enormes Gebiet, seine Truppen befanden sich oft in Unterzahl und Cäsar gelangen spektakuläre taktische Manöver. Trotzdem berichtete er für römische Verhältnisse ungewohnt nüchtern und beschrieb sich selbst in der dritten Person. Ein objektiver Bericht also? Oder vielmehr brillante Propaganda?

Interessant ist, wie pragmatisch sich Cäsar und die Helvetier nach der Schlacht von Bibracte zusammenrauften. Sie gingen ein Bündnis ein und im Gebiet der Helvetier wurden erste römische Stützpunkte errichtet. Erst unter Augustus wurden die Helvetier enger an Rom gebunden. Wie die keltische und die römische Kultur mit der Zeit verschmolzen, zeigt beispielsweise die Siedlung auf der Engehalbinsel bei Bern. Das ursprünglich keltische Oppidum wurde nach und nach mit einem Amphitheater, Bädern und weiteren römischen Errungenschaften ergänzt.

Digital in die Vergangenheit


Dieser Beitrag erschien erstmals auf dem Blog des Schweizerischen Nationalsmuseums.

Der Blog des Schweizerischen Nationalmuseums publiziert regelmässig Artikel über historische Themen. Diese reichen von den Habsburgern über Auslandschweizer bis hin zu heimischer Popmusik, die es zu Weltruhm gebracht hat. Der Blog beleuchtet viele Facetten der Landesgeschichte in den Sprachen Deutsch, Englisch und Französisch. Mehr dazu gibt es unter: blog.nationalmuseum.ch

Zeitreise

In der «Zeitreise» erzählt der Historiker und Autor Benedikt Meyer Episoden aus der Geschichte der Schweiz. Von den Wanderungen der Helvetier bis Erasmus von Rotterdam, vom Mord in Augusta Raurica bis zu Catillons tragischem Ende und von Henri Dunant bis Iris von Roten. Die Serie erschien erstmals bei Transhelvetica und auf dem Blog des Schweizerischen Nationalmuseums.
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