Das musst du wissen

  • Methan ist ein hoch wirksames Treibhausgas und trägt zur globalen Erwärmung bei.
  • Es gelangt durch natürliche Prozesse sowie menschliche Tätigkeiten in die Atmosphäre.
  • Eine neue Studie zeigt nun, dass der menschgemachte Anteil höher ist, als bisher vermutet wurde.

Methan ist ein extrem effektives Treibhausgas – und wohl das rätselhaftetste. Denn: Seit 2007 steigt der Methangehalt in der Atmosphäre sprunghaft an. Und niemand weiss, warum. Klar ist aber: Steigt der Methangehalt weiter so rasant an, wird das Pariser Klimaziel, die Erderwärmung unter 2 Grad zu halten, immer schwieriger zu erreichen. Eine neue Studie liefert nun gute und schlechte Nachrichten. Die Gute: Es wird viel weniger Methan durch natürliche Prozesse in die Atmosphäre abgegeben, als gedacht. Das heisst, dass wir einen grösseren Anteil der Emissionen selber kontrollieren können. Die Schlechte: Der Anteil der menschgemachten Emissionen ist grösser, als angenommen. Den Methanausstoss zu reduzieren, bleibt dringlich.

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Wir Menschen produzieren Methan durch die Viehzucht, den Reisanbau, die Holzverbrennung und die Nutzung von fossilen Energierägern. Natürliche Quellen sind Sümpfe, zum Beispiel im Amazonas, oder Vulkane. Benjamin Hmiel von der University of Rochester in New York und sein Team haben nun in altem Eis aus der Antarktis und aus Grönland die vorindustrielle Methankonzentration gemessen. Die Resultate der Studie sind in der wissenschaftlichen Zeitschrift «Nature» veröffentlicht worden.

Science-Check ✓

Studie: “Preindustrial 14CH4 indicates greater anthropogenic fossil CH4 emissions”KommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDie genaue Bestimmung von Methan-Emissionen gestaltet sich enorm schwierig. Dass bisherige Schätzungen der natürlichen Emissionen zu tief lagen, wurde bereits vermutet. Diese Studie belegt diese Vermutungen mit genauen Messungen. Obwohl es auch bei dieser Studie eine Unsicherheit gibt, wird sie für kleiner gehalten, als die Unsicherheit bei früheren Erhebungen.Mehr Infos zu dieser Studie...

Für jede einzelne Messung musste das Team in Schnee und Kälte eine Tonne Eis aus dem Boden herausarbeiten, das Luftbläschen aus vorindustriellen Zeiten enthielt. Dann entnahmen die Forschenden dieser Luft das Methan und bestimmten den Anteil des Kohlenstoff-Isotops C-14 darin. Dieses Isotop kommt heute überwiegend in Methan aus natürlichen Quellen, zu denen auch die Viehzucht gehört, vor. Methan, dass aus fossilen und geologischen Quellen stammt, enthält hingegen nur sehr kleine Mengen C-14, da es dort aufgrund der Alterung beinahe komplett zerfallen ist. So konnten die Forschenden das Methan, das durch fossile Energieträger entstanden ist von jenem Trennen, dass geologischen Ursprungs war. So bestimmten sie die Menge an Methan, dass durch geologische Quellen ausgestossen wird.

Die geologischen Emissionen sind nun massiv kleiner, als bisherige Hochrechnungen angaben. Daraus ergibt sich, dass menschliche Aktivitäten für einen grösseren Teil des gegenwärtigen Methans in der Atmosphäre verantworltich sein müssen. Bisherige Erhebung gingen davon aus, dass die Menschen für rund 60 Prozent des Methanausstosses verantwortlich sind und 40 Prozent über natürliche Quellen in die Amtosphäre gelangen. Diese Studie zeigt nun, dass die Emissionen durch fossile Energieträger höher sein müssen: Sie machen demnach nicht einen Drittel der menschgemachten Emissionen aus, sondern die Hälfte.

Weshalb lagen die Schätzungen so weit daneben? Sie basierten auf Einzelmessungen und Hochrechnungen. Denn alle natürlichen Methanquellen einzeln zu messen, ist unmöglich. «Die vorherigen Schätzungen decken grosse geographische Gebiete ab. Bislang gibt es keine Technologie, die mit vertretbarem Kostenaufwand Methan-Emissionen kontinuierlich über breite räumliche und zeitliche Skalen messen kann», sagt Lena Höglund Isaksson gegenüber dem Science Media Center. Sie ist Wissenschaftlerin am Forschungsprogramm Luftqualität und Treibhausgase des Internationalen Instituts für angewandte Systemanalyse in Österreich.

Die Frage ist nun: Woher kommen die höheren fossilen Methan-Emissionen? «Zum einen könnten die Emissionen aus der schnell wachsenden unkonventionellen Gasproduktion in Nordamerika unterschätzt worden sein», sagt die Forscherin Isaksson. «Obwohl die Industrie sagt, dass sie über die Technologie zur Kontrolle der Emissionen verfügt, scheint es häufig Entlüftungsvorgänge zu geben, bei denen massive Emissionen frei werden.» Auch der Kohlebergbau ausserhalb Chinas – zum Beispiel in Indonesien – könne eine übersehene Quelle darstellen oder abgelassenes Erdölbegleitgas, das nicht gemeldet worden sei.

Die neuen Resultate erhöhen den Druck auf die Industrie. Denn sie zeigen, dass Methaneinsparungen in diesem Sektor grosse Wirkung entfalten würden. Der Hebel, an dem wir sitzen, ist also grösser, als gedacht.

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