Vögel warnen sich gegenseitig mit Rufen vor Greifvögeln. Wie Strassenlärm diese Kommunikation beeinflusst, haben US-Wissenschaftler nun am Beispiel des Rotkardinals, eines amerikanischen Singvogels, untersucht. Sie beobachteten, dass er an stark befahrenen Strassen nicht mehr auf die Warnrufe anderer Vögel reagiert. Die Forscher vermuten, dass die Rufe im Strassenlärm einfach untergehen. Als Folge fallen mehr Tiere den Greifvögeln zum Opfer.

Auch in der Schweiz stresst der Lärm die Vögel in den Städten. Zwar haben viele Tiere Strategien entwickelt, um damit umzugehen (siehe Box unten). Trotzdem sei das keine erfreuliche Entwicklung, sagt der Stadtökologie-Experte Stefan Ineichen von der Fachhochschule ZHAW. Denn wenn Vögel ihr Verhalten anpassen müssen, stresst sie das. «Als Folge gehen die Bestände einiger Vogelarten in Strassennähe zurück», sagt der Experte. Doch nicht nur Lärm, auch ein kleineres Futterangebot sind für die Tiere ein Problem. Davon betroffen sind besonders die Spatzen. In den letzten 15 Jahren ging die Art in vielen städtischen Quartieren um bis zu 30 Prozent zurück. Laut Peter Knaus von der Vogelwarte Sempach bräuchten Städter bloss einen Teil ihres Gartens verwildern lassen. Dort fänden die Vögel mehr Futter – und Rückzugsmöglichkeiten vor dem Lärm der Stadt.

Tricks der Vögel gegen den Lärm

  • Rund um die Pisten des Flughafens Zürich versteckt sich einer der grössten Schweizer Nachtigallenbestände. Die Vögel halten sich an den Flugplan: Zum Zwitschern nutzen sie die Ruhe zwischen dem Donnern der Flugzeuge.
  • Amseln haben sich zeitlich dem lauten Strassenverkehr angepasst. Sie verlegen ihren Gesang in die frühen Morgenstunden – noch bevor der Berufsverkehr zu rollen beginnt.
  • Eine andere Strategie wiederum verfolgen die Rohrammern in Zürich. Sie zwitschern in höheren Frequenzen und heben sich so von den tiefen Tönen des Verkehrs ab.
Die Erstversion dieses Beitrags erschien am 29. April 2016.
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