Das musst du wissen
- Auf einem frisch gepflügten Acker ist der Boden anfällig für Erosion.
- Nachhaltige Anbaumethoden können den Verlust der Böden verringern.
- Wie die Landwirtschaft den Boden am besten schont, hängt jedoch stark von den lokalen Verhältnissen ab.
Die Zerstörung des Bodens ist eines der grossen Probleme unserer Zeit: Die intensive Bodennutzung in der Landwirtschaft führt vielerorts dazu, dass Böden verarmen und damit immer mehr Landfläche schlechter oder gar nicht mehr wirtschaftlich nutzbar ist. Damit verschlechtert sich auch die Versorgungslage der Erdbevölkerung. Diese sogenannte Bodendegradation aufzuhalten, gehört deswegen zu den Zielen der Vereinten Nationen für eine nachhaltige Entwicklung – den «Sustainable Development Goals». Bisher ist das Problem jedoch noch nicht gelöst: In der Schweiz verlieren vierzig Prozent der Böden weiterhin an Masse.
Seit rund fünfzig Jahren fliesst daher viel Förderung in Massnahmen für die nachhaltige Landwirtschaft – allen voran in die Direktsaat. Das bedeutet: Nach der Ernte verzichtet man auf das Pflügen des Ackers. Zudem werden die Ernterückstände, beim Getreide beispielsweise das Stroh, auf dem Acker zurückgelassen. Die nächste Saat erfolgt also direkt in den unbearbeiteten Ackerboden. Damit soll die Zerstörung des Bodens verhindert werden: Da das Erdreich nach der Ernte so weniger der Witterung ausgesetzt ist, kann die Erosion von Böden verhindert werden.
Forschende von der Universität Basel und der North China Universität haben die Direktsaat in einer neuen Studie nun genauer unter die Lupe genommen. Sie argumentieren, dass die beiden zentralen Massnahmen der Direktsaat – der Verzicht aufs Pflügen und das Zurücklassen von Ernterückständen – bisher zu wenig differenziert betrachtet wurden. In der im Fachmagazin Global Change Biology erschienenen Studie kommen sie zum Schluss: Ohne Pflügen verringert sich zwar die Erosion, aber auch die Bodenerträge. Pflügt man hingegen die Äcker, lässt aber Ernterückstände zurück, geht die Erosion ebenfalls zurück – und die Erträge steigen sogar. Die einzelnen Methoden, die in der Direktsaat zusammengefasst werden, unterscheiden sich in ihrem Einfluss auf die Böden also deutlich.
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Studie: Net effects of conservation agriculture principles on sustainable land use: A synthesisKommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDie Studie fasst in der Form einer Metaanalyse andere Metaanalysen zusammen. Damit entsteht in einer einzigen Studie ein Überblick über zahlreiche Einzelstudien; gleichzeitig geht dadurch jedoch der Blick für Details und lokale Begebenheiten verloren. Entsprechend soll die Studie Anstoss sein, sich auf lokaler Ebene wieder mit dem Thema zu befassen.Mehr Infos zu dieser Studie...Um die besten Effekte für eine nachhaltige Bodennutzung zu erzielen, müsse man die Direktsaat daher hinterfragen, schlussfolgert Nikolaus Kuhn, Professor für physische Geographie an der Universität Basel und Mitverfasser der Studie: «Man sollte sich gut überlegen, ob Subventionen an eine bestimmte Massnahme geknüpft werden sollen. Denn man läuft Gefahr, dass einfach die Massnahme durchgeführt wird, die die meisten Subventionen bringt – nicht die, die Bodenerosion am besten verhindert.» Direktsaat könne die richtige Massnahme sein – doch lange nicht überall. Vielmehr sei es notwendig, sich regional mit den richtigen Ansätzen für eine nachhaltige Ackerwirtschaft auseinanderzusetzen – und Landwirtschaftsbetriebe, die demgegenüber offen sind, dabei einzubinden. Denn was die Bäuerinnen und Bauern schlussendlich am besten überzeugt, ist, wenn die Pflanzen auf dem Nachbarsacker besser gedeihen.