Das musst du wissen

  • Der Anbau von Lebensmitteln in Hallen ist ressourcenschonend und unabhängig von der Saison und vom Klima.
  • Die Erträge von Weizen liessen sich in einem solchen Etagensystem theoretisch um ein Vielfaches steigern.
  • Der Energieverbrauch ist aber sehr hoch, sodass so angebauter Weizen aktuell nicht wettbewerbsfähig ist.
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Hochhäuser voll Salat, Blätterkohl, Spinat, Kräuter – das gibt es bereits. Darin wachsen Gemüse und Früchte etagenweise übereinander in grossen Hallen. Diese Anbau-Methode heisst «Vertical Farming» – vertikaler Anbau. Grundnahrungsmittel wie Weizen wachsen im Gegensatz dazu gegenwärtig nur horizontal. Vertical Farming könnt hier aber den jährlichen Ertrag der Landwirtschaft erheblich steigern. Dies zeigt eine neue Studie, die im Fachmagazin PNAS veröffentlicht wurde.

Science-Check ✓

Studie: Wheat yield potential in controlled-environment vertical farmsKommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDie Simulationen nutzen einen theoretischen Wert für das Wachstum des Weizens bei optimalen Bedingungen, der mehr als doppelt so hoch liegt wie der höchste je im Feld nachgewiesene. Ob dieser Wert in einer Etagenanlage im einem Gebäude auch tatsächlich erreicht werden kann, ist experimentell bisher nicht nachgewiesen.Mehr Infos zu dieser Studie...

Amerikanische Wissenschaftler errechneten darin, dass in einer zehnetagigen Anlage auf einem Hektar Land bis zu 1 940 Tonnen Weizen pro Jahr angebaut werden könnten. Das sind rund 600 Mal mehr, als der weltweite Durchschnitt in der klassischen Landwirtschaft.

Dies ist dadurch zu erklären, dass in einer Anlage optimale Bedingungen herrschen: Wasser und Nähstoffe sind unbegrenzt vorhanden, es scheint den ganzen Tag die künstliche Sonne, es ist immer gleich warm. Dadurch sind statt einer ganze fünf Ernten pro Jahr möglich.

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Im Vergleich zum traditionellen Ackerbau ist es so möglich, Lebensmittel ganzjährig und wetterunabhängig zu produzieren. Zudem spart die Methode Wasser und Landfläche – und sie kommt praktisch ohne Pestizide und Herbizide aus.

Weltweit waren 2018 bereits über 50 verschiedene Farmen für Gemüse und Früchte in Betrieb, im Bau oder in Planung, wie eine Übersichtsstudie zeigte. Die meisten davon stehen in Asien oder Nordamerika, doch in Europa gibt es ebenfalls einige Beispiele: Seit diesem Sommer baut auch Basel vertikal an. Auf dem Wolf-Areal produziert das Start-up Growcer Salate, die in der Migros Dreispitz verkauft werden.

Die moderne Anbau-Methode hat aber einen grossen Nachteil: Sie ist sehr teuer. So deckt der in Basel verkaufte Salat seine Produktionskosten nicht, wie eine Recherche des SRF zeigt. Auch stapelweise angebauter Weizen wäre aktuell nicht wettbewerbsfähig. Besonders ins Gewicht fällt der Strom für die künstliche Beleuchtung: Dieser macht alleine mehr als die Hälfte der jährlichen Kosten aus. Den traditionellen Anbau von Weizen kann das vertikale System denn auch nicht ganz ersetzen. Klimabedigte Ernteausfälle, beispielsweise durch Dürren, könnten laut den Forschenden damit aber abgefedert werden.

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