Das musst du wissen

  • Mikroplastik reichert sich in unserer Umwelt an und kann kaum zersetzt werden.
  • Eine Ausnahme ist das Bakterium Ideonella sakaiensis. Ein Enzym ermöglicht ihm das Verdauen von Mikroplastik.
  • Forschende haben nun eine Alge gentechnisch so verändert, dass sie dieses Enzym ebenfalls produziert.

Eine Alge, die Mikroplastik zersetzt. Das gibt es in der Natur nicht, denn Mikroplastik ist ein extrem stabiles Material. Deutsche Forschende haben eine solche Alge nun aber kreiert: Sie versahen Kieselalgen mit dem Enzym PETase. Die Resultate dieses Experiments sind in der Fachzeitschrift Microbial Cell Factories veröffentlicht worden.

Science-Check ✓

Studie: Using a marine microalga as a chassis for polyethylene terephthalate (PET) degradationKommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsBei der Studie handelt es sich um einen Proof of Concept – sie belegt also, dass Algen mit eingesetztem PETase-Gen grundsätzlich funktionieren. Ob dies aber im grossen Massstab auch gelingt, muss sich zeigen.Mehr Infos zu dieser Studie...

Das Enzym, welches Plastik zersetzen kann, stammt von dem Bakterium Ideonella sakaiensis. Das Bakterium, das aus dem Spaltungsprozess Energie bezieht, wurde erst 2016 in japanischen PET-Recyclinganlagen entdeckt. Es ist zurzeit das Lebewesen, das Plastik am besten zersetzen kann. Das Bakterium ist an die Verhältnisse im Salzwasser aber nicht angepasst. Eine Lösung für die Tonnen von Mikroplastik – Teilchen kleiner als fünf Millimeter –, die sich in den Ozeanen ansammeln und dort über in ihnen enthaltene Zusatzstoffe Schaden anrichten können, ist es deshalb nicht. Deshalb griffen die Marburger Wissenschaftler zur Kieselalge: Dieser setzten sie eine Version des Bakteriengens ein, welches die Bauanleitung für das PETase-Enzym enthält. Dann testeten sie die «neuen» Algen im Labor.

Resultat: Plastik, das den Algen ausgesetzt war, verfügte nach bis zu sechs Wochen über Furchen und Löcher. Die Kieselalgen frassen das Plastik also und schieden danach harmlose Abbauprodukte aus. «Die PETase-produzierenden Kieselalgen könnten zu einem klimafreundlichen Recycling von PET beitragen», sagt Leitautor Daniel Moog in einer Mitteilung. Ihm schweben abgegrenzte Anlagen vor, in denen die modifizierte Alge das Mikroplastik der Ozeane abbaut – ähnlich wie bei Kläranlagen. Es gelte nun, das biologische Plastikabbausystem weiter zu optimieren, um es für eine technische Umsetzung effizient nutzbar zu machen.

Diesen Beitrag teilen
Unterstütze uns

regelmässige Spende