Im vergangenen Dezember war in Sydney die Luftqualität aufgrund des Rauchs der Brände so schlecht, dass die Alarmgrenze um das Elffache überschritten war. Die Flammen, die Monate wüteten, vernichteten Weltkulturerbegebiete, darunter der Nationalpark Blue Mountains und die Gondwana-Regenwälder in New South Wales und Queensland.

Der Höhepunkt der Feuersbrünste wurde im Januar erreicht, mitten im australischen Sommer. Doch bereits im November 2019 musste die Regierung den Ausnahmezustand ausrufen und Tausende von Menschen aus ihren Häusern evakuieren. Erst Monate später konnten die Brände unter Kontrolle gebracht werden. Dann setzten starke Regenfälle ein, die grosse Überschwemmungen verursachten. Und der Hurrikan Damien verwüstete weitere Gebäude.

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Bei den Bränden in Australien kamen 28 Menschen ums Leben und Tausende von Häusern, allein 2439 in New South Wales, wurden zerstört. Über 10,3 Millionen Hektar Land verbrannten. Laut dem australischen Umweltministerium wurde dadurch der Lebensraum von mehr als 100 Tierarten erheblich beeinträchtigt. Berechnungen der Universität Sydney zufolge kam in ganz Australien etwa eine Milliarde Tiere (Säugetiere, Vögel und Reptilien, Wirbellose, Insekten und Frösche) in den Flammen um. Von den etwa 80 000 in Australien lebenden Koalas verloren laut Schätzungen 33 000 ihr Leben. Im Macleay River starben mehrere 100 000 Fische, nachdem Asche in den Fluss gespült worden war. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen rechnet jetzt mit weiteren Verlusten von überlebenden Tieren aufgrund der Zerstörung ihres Lebensraums und ihrer Nahrungsquellen.

Gemäss Christopher Dickman von der Universität Sydney fehlt es in der verbrannten Natur den Tieren neben Nahrung auch an Schutz vor Regen oder sengender Sonne. Nach Angaben der australischen Sektion des WWF werden viele verbrannte Wälder Jahrzehnte benötigen, bis die Bäume wieder eine ausreichende Grösse erlangen, um Tieren Lebensraum zu bieten. Für eine vollständige Erholung rechnet der WWF mit einem Jahrhundert, wobei manche unwiederbringlich verloren seien. Die La Trobe University in Melbourne weist darauf hin, dass die Regenration der Vegetation von den Niederschlägen abhänge, die unvorhersehbar geworden seien. Die in der Zukunft zunehmenden Feuersbrünste würden das Erholungspotenzial der Tierwelt weiter reduzieren.

Weder Wein noch Wolle

Der wirtschaftliche Schaden der Feuer wird sehr unterschiedlich beziffert. Die Buchprüfungsgesellschaft Deloitte rechnet mit materiellen Schäden von etwa 50 Milliarden Franken und immateriellen Schäden von 60 Milliarden Franken. Schätzungen der Universität von Queens­land gehen von materiellen Schäden in Höhe von 46 Milliarden Franken aus. In der Landwirtschaft sind 30 Prozent des Schafs und 20 Prozent des Rinderbestandes von den Bränden betroffen. Fast der ganze Jahrgang 2020 der Weinernte in und um Canberra wurde durch den starken Rauch zerstört. Deshalb dürfte das tatsächliche Schadensvolumen der monatelangen Brände höher liegen, weil noch nicht alle Folgen kalkulierbar sind.

Urbäume gerettet

In den Blue Mountains, gut 60 Kilometer von Sydney entfernt, wachsen in einer engen Schlucht des Nationalparks Wollemien. Die bis zu 40 Meter hohen Bäume mit ledrigen Nadeln gelten als die letzten ihrer Art. Offiziell sind sie nämlich längst ausgestorben und waren nur noch aufgrund von Fossilienfunden bekannt. Denn die Wollemien waren vor 60 Millionen Jahren verbreitet.

Erst seit 1994 ist bekannt, dass im australischen Nationalpark Blue Mountains noch wilde Wollemien wachsen. Entsprechend gut geschützt werden sie, ihr Standort wird geheim gehalten. Die sogenannten Dinosauerierbäume wurden deshalb in einer geheimen Mission vor den Bränden geschützt. Feuerwehrleute wurden mit Helikoptern zum Standort geflogen, wo sie sich abseilten und das Areal mit Feuerschutzmitteln präparierten. Zudem organisierten sie für die Stämme der Wollemien ein Bewässerungssystem. Das Feuer zog kurz darauf über die Schlucht. Durch den Schutz fielen aber nur wenige Wollemien dem Feuer zum Opfer. Über 200 Exemplare überlebten die Flammen.

Dieser Beitrag erschien erstmals im doppelpunkt.
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