Das musst du wissen

  • Im März 2021 kam der neue Atlas der Säugetiere der Schweiz und Liechtensteins heraus. Die erste Ausgabe erschien 1995.
  • Dieser zeigt: Heute gibt es hierzulande 99 verschiedene Säugetierarten, das sind zwölf mehr als vor 25 Jahren.
  • Während sich die Situation der grossen Säugetiere besserte, ist dies bei den kleineren Arten keineswegs der Fall.

Warum wir darüber sprechen. Die Biodiversität in der Schweiz steht unter Druck. Die Zerstörung von Lebensräumen oder der Einsatz bestimmter Pestizide sind nur zwei Beispiele, die für den Rückgang der Artenvielfalt verantwortlich sind. Dass hierzulande heute nun mehr Säugetiere leben als noch vor 25 Jahren – wie der neue Atlas der Säugetiere zeigt – scheint daher widersprüchlich. Es sei denn, wir betrachten die betreffenden Arten genauer.

Nicht wirklich neu in der Schweiz. Zu den seltenen Neuankömmlingen gehört der Goldschakal. Die anderen neuen Arten haben oder hatten bereits früher ihren Lebensraum in der Schweiz. Zum Beispiel hat sich der Wolf nach einer über hundertjährigen Abwesenheit allmählich wieder etabliert, zuerst in den Schweizer Alpen und dann im ganzen Land.

Doch es gibt auch Arten, die der wissenschaftlichen Welt bisher schlichtweg unbekannt waren. Die kleine Kryptische Fledermaus wurde erst 2019 formell beschrieben. Bis dahin war sie mit einer anderen, eng verwandten Art, der Natterer-Fledermaus, verwechselt worden.

Ein weiteres Beispiel ist die Sumpfspitzmaus. Erst genetische Untersuchungen haben ermöglicht, diese kleinen Insektenfresser von der morphologisch fast identischen Wasserspitzmaus zu unterscheiden. Während letztere gut über das ganze Land verteilt ist, hat die Sumpfspitzmaus nur kleine Lebensraum-Inseln. Damit verschärft sich das Risiko, dass sie eines Tages verschwinden wird.

Die Zahlen sind relativ. Tatsächlich ist die Zunahme der Säugetiere eher auf eine bessere Kenntnis der Schweizer Arten zurückzuführen als auf eine Verbesserung ihrer Lebensbedingungen, von wenigen Ausnahmen abgesehen. Grossen emblematischen Säugetieren wie dem Biber, dem Wolf und dem Luchs scheint es immer besser zu gehen, aber das gilt nicht für alle, vor allem nicht für die kleineren Arten.

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So sind beispielsweise die rund dreissig Schweizer Fledermausarten, die fast ein Drittel der Säugetiere des Landes ausmachen, bedroht. Dies ist auch bei Igeln und verschiedenen Spitzmausarten der Fall. Manuel Ruedi, Kurator am Naturhistorischen Museum in Genf und Mitautor des neuen Atlas sagt:

«Die grossen Säugetiere, die in der Schweiz fast verschwunden waren, wurden gezielt ausgerottet. Ihre Lebensräume wurden jedoch wenig gestört, was ihnen die Rückkehr ermöglicht hat.

Doch die kleine Fauna stirbt leise aus. Kleinere Arten sind stärker auf Insekten oder bestimmte Lebensräume angewiesen und diese werden immer weniger. Allerdings ist es schwierig, dies wahrzunehmen, weil die kleine Fauna schwieriger zu beobachten und zu identifizieren ist.»

Jedes Kapitel des Atlas ist einer bestimmten Art gewidmet. Angesichts der unterschiedlichen Situationen, denen die Arten ausgesetzt sind, endet es mit einem Hinweis auf die Bedrohungen sowie Massnahmen, die zur Verbesserung ihres Schutzes ergriffen werden müssen.

Dieser Beitrag wurde erstmals auf Heidi.news veröffentlicht. Er wurde von Corinne Goetschel aus dem Französischen übersetzt.

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Hier gibt es Wissenswertes aus der Westschweiz. Die Beiträge stammen von unserem Partner-Portal Heidi.news, wir haben sie aus dem Französischen übersetzt. Heidi.news ist ein Online-Portal, das im Mai 2019 lanciert wurde und das sich unter anderem auf die Berichterstattung über Wissen und Gesundheit spezialisiert. Die Partnerschaft zwischen Heidi.news und higgs ist durch eine Kooperation mit dem Schweizerischen Nationalfonds SNF entstanden.
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