Benedikt Meyers Zeitreise
Die Dinosaurier waren seit 65 Millionen Jahren ausgestorben und die Menschenartigen, deren Entwicklung vor etwa 20 Millionen Jahren begonnen hatte, lebten noch weitgehend in Afrika. Mit einer Ausnahme: dem Homo erectus. Dieser benutzte einfach Werkzeuge, war als erster Hominide nach Europa und Asien aufgebrochen und liess rund 300 000 Jahre vor unserer Zeit in der Nähe von Pratteln einen Faustkeil liegen. Erectus – besser bekannt als Neandertaler – war aber vermutlich eher selten in der Schweiz anzutreffen. Das Land war wiederholt grossflächig mit Gletschern bedeckt.
Etwa zur selben Zeit, als Erectus in Pratteln seinen Faustkeil vergass, entwickelte sich in Afrika ein anderer Hominide: Homo sapiens. Dieser erreichte Europa während der letzten Eiszeit (115 000 bis 10 000 vor unserer Zeit), wo er einige Zeit neben Erectus lebte und gar gemeinsame Kinder zeugte. Dann setzte sich Sapiens durch und Erectus’ Spuren verloren sich im Schnee. Die Gletscher stiessen vor und zogen sich wieder zurück, das Mittelland war mal Tundra, mal Schnee- und Eislandschaft.

Das Tier auf dem Lochstab aus Rentiergeweih ist eine der ältesten figürlichen Darstellungen in der Schweiz.
Homo Sapiens sammelte munter Beeren, Wurzeln und Früchte und machte Jagd auf alles, was ihm und ihr vor die Speerspitze kam: Mammut, Wildpferd, Wollnashorn oder Riesenhirsch. Nach dem Essen hüllten sie sich in dicke Felle und schliefen in Höhlen oder an geschützten Stellen. Vor 24 000 Jahren stattete Sapiens dem Solothurner Kaltbrunnental einen ersten erwiesenen Besuch ab. Offenbar waren Homo sapiens’ frühe Reisen in die Schweiz aber mässig erfolgreich, denn die Funde aus den nächsten Jahrtausenden sind dünn.
Erst gegen Ende der Eiszeit drängten Gruppen von Norden her in den Voralpenraum. 12 000 v. Chr. trafen sich einige dieser modernen Menschen in der Kesslerhöhle bei Thayngen, wo sie nach ihrem Abzug mehrere tausend Gesteins-, Geweih- und Knochenartefakte zurückliessen. Dazu Werkzeuge aus Stein, Nadeln, Harpunen und natürlich Speerspitzen. Daneben vergassen sie aber auch Schmuck sowie steinzeitliche Kleinkunst. Manche Stücke gehören zu den Prunkstücken der damaligen Zeit, so etwa die geritzte Darstellung eines Rentiers oder ein hübscher Wildpferdekopf. Kunst, die aufzeigt, dass die Fähigkeiten des Homo sapiens bereits deutlich über das blosse Speerwerfen und Keulenschwingen hinausgingen.
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