Das musst du wissen

  • Eine neue Studie untersuchte, wie sich die Pandemie auf die Einkommensverteilung in der Schweiz ausgewirkt hat.
  • Besonders betroffen sind Haushalte mit tiefem Einkommen: Im Schnitt sank ihr Einkommen um 20 Prozent.
  • Knapp 40 Prozent der Wenigverdiener mussten zudem auf ihre Ersparnisse zurückgreifen, um laufende Ausgaben zu decken.

Mit der Krise sinken die Einnahmen, die Rechnungen aber bleiben. Das stellt viele Haushalte vor Probleme, wie eine Studie der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich zeigt. Die Studie basiert auf sechs Umfragen, die seit März 2020 mit über 200 000 Personen in der Schweiz durchgeführt wurden. Das Ergebnis zeigt, dass vor allem Haushalte mit den niedrigsten Einkommen stark betroffen sind.

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Studie: Corona und Ungleichheit in der Schweiz. Eine erste Analyse der Verteilungswirkungen der Covid-19-PandemieKommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDie Daten stammen aus dem Corona-Bevölkerungsmonitoring, welches im Auftrag der SRG von der Forschungsstelle sotomo seit März 2020 durchgeführt wird. Die Stichprobe ist an sich nicht repräsentativ für die gesamte Bevölkerung in der Schweiz, weil sich die Umfrageteilnehmer selber rekrutieren. Sie wurden jedoch statistisch nach Wohnort, Alter, Geschlecht, Bildung und Parteipräferenz gewichtet, um dieser Verzerrung entgegenzuwirken.Mehr Infos zu dieser Studie...

Einkommen. Personen mit einem sehr niedrigen Familieneinkommen von weniger als 4000 Franken pro Monat berichteten von einem sehr starken Rückgang ihrer Einkünfte. Seit Beginn der Pandemie sanken sie durchschnittlich um zwanzig Prozent. In Haushalten mit einem monatlichen Einkommen von mehr als 16 000 Franken sank das Einkommen dagegen lediglich um acht Prozent.

Ausgaben. Bei den Ausgaben verhielt es sich umgekehrt, wie die Umfrage zeigt:  Die Befragten aus Haushalten mit hohem und sehr hohem Einkommen schränkten ihren Konsum mit 16 Prozent am stärksten ein. Als Grund nannten rund vierzig Prozent von ihnen, dass sie wegen geschlossener Läden und Restaurants weniger Möglichkeiten hatten, Geld auszugeben.

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Am anderen Ende der sozialen Pyramide war der Ausgabenrückgang mit 12 Prozent etwas geringer. In jedem zehnten dieser Haushalte war der Grund, dass sie weniger Geld zur Verfügung hatten. Andere legten aus Unsicherheit darüber, wie lange die Krise dauern würde, etwas Geld zur Seite.

Ersparnisse. Die Unterschiede zwischen den sozialen Schichten zeigten sich auch bei den Ersparnissen. Diese sind bei den Haushalten mit niedrigem Einkommen deutlich geschmolzen, während sie bei der Hälfte der Haushalte mit dem höchsten Einkommen sogar gestiegen sind. Knapp vierzig Prozent jener, die weniger als 4000 Franken pro Monat verdienen, mussten zudem ihr Erspartes anzapfen, um die laufenden Ausgaben decken zu können. Das bedeutet, dass das Andauern der Krise sie weiter benachteiligen könnte.

Die Umfrage erlaubt auch einen Blick auf die Stimmung der Schweizerinnen und Schweizer. So stellten die Forschenden fest, dass sich der Gemütszustand bei Personen in schwierigen finanziellen Verhältnissen stetig verschlechtert hat – insbesondere bei Arbeitslosen. Dies geht Hand in Hand mit dem Vertrauen in das Krisenmanagement des Bundesrates: Im März 2020 äusserten zwanzig Prozent der Schweizerinnen und Schweizer Zweifel, sechs Monate später waren es bereits vierzig Prozent. Dieser Wert blieb auch im Januar 2021 gleich hoch.

Dieser Beitrag wurde erstmals auf Heidi.news veröffentlicht. Er wurde von Corinne Goetschel aus dem Französischen übersetzt.

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Hier gibt es Wissenswertes aus der Westschweiz. Die Beiträge stammen von unserem Partner-Portal Heidi.news, wir haben sie aus dem Französischen übersetzt. Heidi.news ist ein Online-Portal, das im Mai 2019 lanciert wurde und das sich unter anderem auf die Berichterstattung über Wissen und Gesundheit spezialisiert. Die Partnerschaft zwischen Heidi.news und higgs ist durch eine Kooperation mit dem Schweizerischen Nationalfonds SNF entstanden.
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