Das musst du wissen

  • Umfragedaten aus dem Kanton Aargau zeigen, dass die Stimmentscheide mit den eigenen Präferenzen übereinstimmen.
  • Insgesamt konnten gut drei Viertel der untersuchten Stimmentscheide als korrekt bezeichnet werden.
  • Dabei ist dieses sogenannte «correct voting» bei kantonalen Abstimmungen ausgeprägter als bei nationalen.

Im Nachgang zu konfliktreichen und emotionalen Abstimmungen wird oft die Qualität der Stimmentscheide infrage gestellt. Die Kritiker werfen einem Teil der Stimmberechtigten vor, uninformiert und entgegen den eigenen Präferenzen abgestimmt zu haben. Wie eine neue Untersuchung des Zentrums für Demokratie Aarau (ZDA) nun jedoch zeigt, sind die Bürgerinnen und Bürger überraschend gut informiert und können sich eine eigene Meinung bilden. Die Qualität der Stimmentscheide kann damit je nach Abstimmung sehr hoch sein.

Science-Check ✓

Studie: Kompetent oder manipulierbar? Empirische Befunde zu „correct voting“ aus fünf kantonalen und elf nationalen Vorlagen im Kanton AargauKommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDie Studie untersuchte Stimmentscheide im Kanton Aargau. Die Ergebnisse lassen sich damit nicht direkt auf die ganze Schweiz übertragen. Da die Zahl der Umfrageteilnehmenden zudem relativ gering ist, müssen die Ergebnisse durch weitere Untersuchungen bestätigt werden. Ebenfalls standen auf der kantonalen Ebene nur Daten zu fünf Vorlagen zur Verfügung, weshalb der Einfluss der Ebene der einzelnen Urnengänge nicht berücksichtigt werden konnte. So zeigt die Forschung insbesondere, dass beispielsweise die Art der Abstimmungskampagne oder die Anzahl anderer Vorlagen am selben Urnengang einen Einfluss auf den Anteil correct voting haben.Mehr Infos zu dieser Studie...

Um diese Qualität des Stimmentscheides zu untersuchen, wurde das Konzept des sogenannten «correct voting» verwendet. Dabei ist ein korrekter Stimmentscheid ein nahezu vollständig informierter Stimmentscheid. Konkret mass die Studie dies anhand von Umfragedaten von mehr als 3000 Personen, die im Nachgang zu fünf Urnengängen befragt wurden. Und zwar, indem die eigene Stimmentscheidung mit der Zustimmung respektive Ablehnung von vier inhaltlichen Argumenten verglichen wurde. Bei den Argumenten handelte es sich um solche, die bei der jeweiligen Abstimmungskampagne wichtig waren. Je zwei waren Pro- und zwei Contra-Argumente. Stimmte die Stimmentscheidung mit der Argumentposition überein, galt diese als korrekt.

Ein überraschender Befund der Studie ist, dass die untersuchten kantonalen Entscheide eine leicht höhere Qualität aufweisen als die nationalen. Sie stimmten damit also besser mit den Wertehaltungen und Interessen der Abstimmenden überein. Das könnte zwei Ursachen haben: Einerseits ist das durchschnittliche Interesse an Politik und die durchschnittliche Informiertheit bei Teilnehmenden an kantonalen Abstimmungen höher, da kantonale Vorlagen aus verschiedenen Gründen wie zum Beispiel geringer medialer Aufmerksamkeit in der Regel ein geringeres Mobilisierungspotenzial haben. Dadurch nehmen eher stark interessierte oder betroffene Stimmberechtigte teil. Andererseits sind die Inhalte bei kantonalen Vorlagen näher am Alltag der Abstimmenden, wodurch sie eher mit den Inhalten der Vorlage vertraut, stärker betroffen und besser informiert sind. Alle diese Faktoren erleichtern eine qualitativ hochwertige Stimmentscheidung.

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