Das musst du wissen

  • Beim Bau einer Metro in Rom fanden Archäologen Holz aus der Römerzeit. Ein seltener Fund.
  • Jahresringforscher analysierten das typische Muster der Baumringe und stellten fest: Das Holz stammt aus Frankreich.
  • Vermutlich importierten die Römer das Holz über 1700 Kilometer Entfernung auf dem Wasserweg.

Für die alten Römer war Holz das wichtigste Material überhaupt. Sie brauchten es für ihre Galeeren, als Feuerholz, aber auch für Bauten. Allerdings findet es sich selten bei Ausgrabungen, da es sich schnell zersetzt. Nun haben Archäologen einen erstaunlichen Fund gemacht.

Science-Check ✓

Studie: Dendrochronological evidence for long-distance trading in the Roman Empire KommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDass die Römer einen hohen Holzverbrauch hatten ist bekannt – auch, dass sie gut organisiert waren. So ist es gut vorstellbar, dass sie auch Holz über weite und beschwerliche Strecken importierten.Mehr Infos zu dieser Studie...

Beim Bau einer U-Bahn-Strecke in Rom entdeckten sie 24 Eichenholzbohlen von fast vier Metern Länge. Sie waren Teil einer Portikus. Das Holz wurde von einem Team aus Archäologen und Jahresringforschenden untersucht und die Ergebnisse nun in der Fachzeitschrift Plos One veröffentlicht.

Eichenbolzen im Fundament der Portikus.Bernabei et al., 2019

Die Eichenholzbohlen bildeten das Fundament der Portikus und hielten sich hier über Jahrtausende.

Jahresringforschende können bestimmen, woher ein Holz stammt und wie alt es ist. Dazu messen sie die Breite eines jeden Jahresinges. Wie breit ein Ring wird, hängt davon ab, wie stark der Baum in dem Jahr wächst. Dieses wiederum hängt von den Wachstumsbedingungen ab, etwa wieviel es regnete oder wie warm es war. Da die Wachstumsbedingungen für alle Bäume in einer Region gleich sind, zeigen diese alle ein typisches Jahresringmuster. Zum Beispiel: zwei schmale Ringe, drei breite, ein schmaler und so weiter. Diese Jahresringmuster existieren für verschiedene Regionen und reichen bis in die Römerzeit. Mit solchen Referenz-Zeitreihen verglichen die Jahresringforscher das in Rom gefundene Eichenholz.

Aber: «Als ich die Proben mit Referenz-Zeitreihen aus Italien verglich, fand ich keine Übereinstimmung», sagt der Studienautor Mauro Bernabei, Jahresringforscher an Italiens Nationaler Forschungsanstalt (CNR) in Trentino. «Ich war skeptisch, ob ich das Holz jemals zuordnen können würde». Aber dann verglich er die Funde mit Zeitreihen aus nördlicheren Regionen und wurde fündig: Mit grosser Wahrscheinlichkeit stammt das Holz aus dem französischen Jura.

«Anfangs konnte ich mir das nicht erklären, denn die Region ist an die 1700 Kilometer von Rom entfernt», sagt Bernabei. Bisher wusste man: Die Römer kultivierten Kiefernwälder in Hafennähe für das Galeerenholz, nutzten die Wälder der Apenninen und importierten Edelholze. Dass Bauholz über so weite Strecken importiert wurde, war bisher nicht bekannt. Anhand der Zeitreihen konnten die Forschenden auch datieren, dass die Bäume um 40 bis 60 v. Chr. geschlagen wurden. Wahrscheinlich transportierten die Römer die Baumstämme auf dem Wasserweg: über die Flüsse Rhône und Saône, das ligurische Meer und den Tiber bis nach Rom, heisst es in der Studie.

Dass die Bohlen in Rom so gut erhalten sind, ist dem Fluss Tiber zu verdanken. Sein Wasser durchnässt die Stelle der Ausgrabung. Hier können die Pilze, die Holz überlicherweise zersetzen, nicht überleben. So hielt sich das Römerholz über die Jahrtausende.

Diesen Beitrag teilen
Unterstütze uns

regelmässige Spende