Das musst du wissen

  • Mikroplastik ist kleiner als fünf Millimeter und mittlerweile überall auf dem Planeten zu finden: auch in den Gewässer
  • Kaum ein Mikroorganismus kann Mikroplastik zersetzen, weshalb es sehr lange in der Umwelt bleibt.
  • Ganz wenige aber schaffen das – und wandeln Plastik dabei in Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren um.

Tonnen von Mikroplastik sammeln sich in unserer Umwelt an. Was mit dem Plastik dann aber geschieht, ist unklar. Tierschutzorganisationen warnen vor Gesundheitsrisiken für Tier und Mensch – die Wissenschaft hat aber methodische Probleme, den Werdegang des Mikroplastiks zu verfolgen. Klar ist: Mikroplastik ist sehr schwer zersetzbar. Studien kamen zum Schluss, dass es Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte dauern wird, bis Mikroplastik komplett abgebaut ist.

Ganz wenige Mikroorganismen aber können sogar Mikroplastik knacken. Und dabei kann auch Gutes entstehen: Bestimmte Arten von Plankton und Algen können aus dem bereits von Bakterien veränderten Mikroplastik Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren produzieren. Das zeigt eine neue Studie, die in der Fachzeitschrift Scientific Reports erschienen ist.

Das finnische Forschungsteam führte drei Experimente durch, um den Werdegang von Polyethylen, einem häufigen Plastik, in der aquatischen Nahrungskette zu verfolgen. «Wir wollten schauen, ob Mikroben, welche komplexe, humose Stoffe zersetzen können, auch Mikroplastik abbauen», sagt Hauptautor Sami Taipale in einer Mitteilung. Hierfür versetzten die Forschenden Wasser, in dem Mikroorganismen lebten, mit Mikroplastik, das kleiner als 100 Mikrometer war.

Science-Check ✓

Studie: Tracing the fate of microplastic carbon in the aquatic food web by compound-specific isotope analysisKommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDie Studie ist eine der ersten, welche Mikroplastik auf molekularer Ebene verfolgt. Sie präsentiert also auch einen methodischen Fortschritt. Dadurch konnten die Forschenden zeigen, dass Mikroplastik in die Nahrungskette durch bestimmte Mikroorganismen wieder eingegliedert werden kann – und zwar ohne den Mikroorganismen dabei zu schaden. Wie häufig dies allerdings passiert, ist nicht klar. Die derartige Zersetzung reiche aber kaum aus, um das Mikroplastik aus unserer Umwelt in absehbarer Zeit vollständig abzubauen.Mehr Infos zu dieser Studie...

Der Versuch bestätigte die Vermutung der Wissenschaftler: In humushaltigem Wasser wurde das Plastik besser zersetzt als in frischem Wasser. Der so veränderte Kohlenstoff wurde dann von bestimmten Algen und Plankton in Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren umgewandelt und in deren Zellmembranen eingefügt. Mit Mikroplastik versetztes Wasser führte so zum Wachstum der Organismen.

Frühere Experimente zeigten hingegen, dass der Mikroplastik zum Tod von Mikroorganismen führe. Dies erklären die Autoren mit der Abwesenheit von Bakterien in jenen Experimenten. Denn die Bakterien, welche das Mikroplastik in einem ersten Schritt zersetzen, bedecken dessen Oberfläche: Dadurch kommen allfällige giftige Zusatzstoffe mit den anderen Mikroorganismen nicht in Kontakt. Es braucht also jedes Glied der Nahrungskette, damit der Mikroplastik umgewandelt werden kann.

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