Was mit kümmerlichen Erdbeeren auf dem WG-Balkon begann, endete mit der Idee für «Pleasant Plants»: Küchenpflanzen automatisch zu bewässern. Jenny Held, diplomierte Physikerin, und Alexander Smirnow, PhD-Student in Finance, haben ein solches System entwickelt: In ihrem APPA – Automatischer Pflanzen-Produktions-Assistent – kann Basilikum neben Paprika und allem anderen bis zur 30-Zentimeter-Grenze gedeihen.
_____________
Abonniere hier unseren Newsletter! ✉️
_____________
«Mehr Energie fürs Wachstum»
Indoor-Farming ist die fachmännische Bezeichnung für diese Art des Anbaus. «Bei unserem Produkt müssen die Wurzeln nicht durch die Erde kriechen, sondern die Nährstoffe werden direkt zu ihnen geliefert. Es bleibt mehr Energie für das Wachstum», sagt Held. Mutieren die Pflanzen nicht zu Bonsais, wenn ihre Wurzeln zu wenig Platz haben? «Nein», lacht sie, «Wurzeln füllen jeden Behälter aus, den man ihnen gibt. Nur wenn die Pflanze oben zu schwer ist und die Wurzeln nicht genügend Substrat zum Festhalten haben, kann die Pflanze Mühe haben, sich aufrecht zu halten.»
Die beiden Forschenden Held und Smirnow stellen den APPA eigenhändig aus Holz her. Mitgeliefert werde «ein gutes Ambiente, denn die LEDs sorgen für warmes Licht», sagt Smirnow. 420 Franken kostet das automatische Anbausytem.
Mit den Wurzeln im Weltall verankert
Die Begeisterung für Indoor-Farming ist seit Ende der 90er Jahre stark gewachsen. So begann auch die Nasa am Projekt «Pflanzenzucht im All» zu forschen. Anders ausgedrückt: Die sogenannte Aeroponik erlebte ein galaktisches Hoch. Wie ist das möglich? Der Weltraum ist schliesslich nicht für seine Fülle an Humus bekannt. Die Physikerin Held sagt: «Pflanzen brauchen keine Erde, um zu wachsen». Folglich vermengte man in Forschungsprojekten Wasser mit Düngemittel, das mittels feiner Düsen auf die Wurzeln gesprayt wird. Was diese nicht aufsaugen, landet wieder im Tank. So recycelt dieses System seine eigenen Ressourcen. Dabei verbraucht es weniger Wasser, verzichtet auf Pestizide und ermöglicht, dass Setzlinge schneller wachsen. Somit ist diese Form von Pflanzenzucht um einiges ressourcensparender als andere Anbauformen. Im All funktioniert das Besprühen aber nicht wirklich gut, weshalb hier die Flüssigkeit in Schwämmen gespeichert wird.
Auf der Erde sind ein Nachteil beim Aeroponik-Indoor-Farming die lauten Pumpen. Deshalb kommt beim APPA sogenannte Hydroponik zum Zug: Statt Nebel per Düse erhalten die Pflanzen ihre Tagesdosis hier per Tropfsystem. «Nur leicht weniger effizient als bei Aeroponik, spart man mit dieser Bewässerungsform noch immer bis zu neunzig Prozent Wasser und bis zu 85 Prozent Dünger», erklärt Held.
Steinwolle umhüllt die Wurzeln und speichert die Nährlösung in deren Nähe. Gleichzeitig ist sie luftdurchlässig, da die geschmolzenen Gesteinsfäden locker aufgewickelt wurden. Weil anorganisch, ist sie auch steril und unbeliebter Spielplatz für Schädlinge. Lediglich zwei Haken hat die Steinwolle: Ihre Herstellung erfordert hohe Temperaturen, sprich Energie. Und sie macht sich nicht sonderlich gut auf dem Kompost.