Klopapier ist im Moment im Trend: Haufenweise kaufen die Menschen in der Schweiz die Rollen im Moment, es kommt mancherorts gar zu Hamsterkäufen. Normalerweise verbrauchen Schweizerinnen und Schweizer im Jahr 21 Kilogramm Toilettenpapier pro Kopf.

WC-Papier, Zeitungen, Druckpapier – aus unserem Alltag ist Papier nicht wegzudenken. 194 Kilogramm davon verbrauchten die Schweizerinnen und Schweizer im Jahr 2015 pro Kopf laut WWF. Das ist im weltweiten Vergleich überdurchschnittlich viel. Der westeuropäische Pro-Kopf-Verbrauch liegt bei 158 Kilogramm, in Afrika sind es gerade einmal acht Kilogramm. Man könnte meinen, dass die zunehmende Digitalisierung die Nachfrage von Holzfasererzeugnissen reduziert, doch das trifft nur auf Zeitungs- und Magazinpapier zu. Gemäss Branchenverbänden steigt durch den Online-Handel der Bedarf an Kartonverpackungen und Papierpolsterungen global jährlich um etwa ein Prozent.

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Der Wald ist mehr als eine Ansammlung von Holz

40 Prozent des weltweit geschlagenen Holzes wird zu Papierprodukten verarbeitet. Wo aber Bäume abgeholzt werden, da können die Wälder ihre Funktion nicht mehr ausüben. Wird eine Waldfläche gerodet, verlieren Tiere und Pflanzen ihr Habitat; die Artenvielfalt nimmt ab. Andererseits spielt der Wald eine zentrale Rolle im globalen CO₂-Haushalt. Pflanzen und insbesondere Bäume nehmen beim Wachstum CO₂ auf und speichern den Kohlenstoff in der Biomasse. Der Wald ist also potentiell eine sogenannte CO₂-Senke. Vor allem ein junger Wald bindet viel CO₂, mit zunehmendem Alter erlahmt die Senkenwirkung. Das natürliche Absterbende der Pflanzen durch Stürme, Waldbrände und Borkenkäfer setzen das CO₂ wieder frei. Bei der Abholzung wird die mögliche CO₂-Senke vernichtet, was zu einer hohen CO₂-Konzentration in der Atmosphäre beiträgt.

Der Schweizer Wald ist laut Bundesamt für Umwelt derzeit eine Senke. Er bindet jährlich vier Millionen Tonnen CO₂, wovon drei Viertel durch Holznutzung und absterbende Bäume jedoch gleich wieder wegfallen.

Ausserdem hat ein Wald erheblichen Einfluss auf das regionale Klima. An einem heissen Sommertag ist es in Wäldern merklich kühler, und das nicht nur, weil das Laubdach Schatten spendet. Bäume erreichen mit ihren Wurzeln den tiefgelegenen Grundwasserspeichern und nehmen daraus Wasser auf. Über ihre Blätter verdunstet dieses Wasser. Die zur Verdunstung nötige Energie wird der Umgebung entzogen und dadurch sinken die Temperaturen lokal. Wo viele Bäume gefällt werden, steigen deshalb die Boden- und Lufttemperaturen – was über Satellitendaten und Infrarotkameras gemessen werden kann. So führen Waldrodungen in den Tropen auch überregional zu wärmerem und trockenerem Klima, wie Forschende berechnet haben.

Wieviel Papier und Karton wir verbrauchen und besonders woher wir das Holz dafür beziehen, wirkt sich aber nicht nur regional aus sondern auch in komplexer Weise auf das globale Klima. Die Abholzung der borealen Nadelwälder, der nördlichsten Waldzone der Erde, wirkt sich zum Beispiel viele Breitengrade weiter südlich auf die Stärke des Monsuns in Indien aus. Denn wird dort weniger Erde von dunklen Bäumen bedeckt, wird das Sonnenlicht weniger absorbiert und vermehrt in die Atmosphäre zurückgestrahlt. Das führt dazu, dass sich die warmen Luftmassen von Süd nach Nord und die äquatoriale Tiefdruckrinne, auch innertropische Konvergenzzone genannt, nach Süden verschiebt. Das Resultat: Der Monsunregen auf der Nordhalbkugel fällt schwächer aus.

Altpapier früher und heute

Holz ist zwar ein nachwachsender Rohstoff und somit im Gegensatz zu Plastik theoretisch nachhaltig. So schnell wie unsere Nachfrage an Papier und Karton wachsen die Bäume allerdings nicht. Auch extra zur Holzfasergewinnung angelegte Baumplantagen schaden der Umwelt, denn sie werden mit Dünger und Pestiziden behandelt und beanspruchen grosse Mengen an Wasser und Energie.

Altpapier sammeln lohnt sich also. Umso mehr, da Recycling in diesem Bereich heute verhältnismässig einfach ist. Wenn jede Schweizerin und jeder Schweizer eine Rolle Frischfaser-Haushaltpapier pro Jahr weniger braucht, müssen 14 000 Bäume weniger gefällt werden, wie Umweltschutzorganisationen berechnet haben.

Am Anfang war Recycling ein Weg, Geld zu sparen. Treiber der Entwicklung waren die Zeitungsverlage, die Mitte des 18. Jahrhunderts aufkamen. Das rezyklierte Papier war allerdings von minderwertiger Qualität, denn die Fasern wurden durch die Wiederverwertung kürzer und weniger flexibel. Einen Schub bekam das Recycling im Zweiten Weltkrieg: Wegen der Ressourcenknappheit stieg die Bereitschaft der britischen Bevölkerung, das schlechtere rezyklierte Papier zu nutzen. Die Briten wurden zudem von der Regierung dazu angehalten, ihr Papier für Kriegszwecke zu «retten». Das förderte die Organisation von systematischer Recycling-Infrastruktur.

Heute wird Altpapier in der Schweiz meist von den Papierproduzenten selbst aufbereitet. Es wird von den Gemeinden oder Papierhändlern mit der Bahn oder mit Lastwagen angeliefert. Der erste Schritt ist das Waschen: Mit Wasser, Seife und Natronlauge werden die Papierfasern von der Druckfarbe befreit. Dann werden sie mechanisch sortiert und von Fremdstoffen wie Heftklammern oder Schnüren getrennt. Beim anschliessenden «Deinking» werden die Farbpartikel entfernt. Der anfallende Farbschlamm wird verbrannt. Vom Papier bleibt ein Brei übrig, den die Pressen der Papiermaschine wiederum in Papier verwandeln und aufrollen.

Bis zu siebenmal kann man Papier heute rezyklieren. Danach sind die Fasern zu kurz und halten nicht mehr zusammen. Stoffe wie Leim und Chemikalien, die Papier beispielsweise wasserabweisend machen, erschweren das Recycling: So kann das Papier vier bis fünf Mal wiederverwertet werden.

Zur Herstellung von einer Million Tonnen Papier werden in der Schweiz jährlich ähnlich viele Tonnen Faserstoffe benötigt. 95 Prozent davon werden laut Branchenverbänden durch die Wiederverwertung von Altpapier gewonnen. Für viele ist das Sammeln von Papier und Karton mittlerweile selbstverständlich geworden.

Recycling leicht gemacht

Papier und Karton werden am besten separat gesammelt, zum Bündeln sollten nur Schnüre und keine Papiertragtaschen, Kunststoff- oder Klebebänder verwendet werden. Was nicht gesammelt, sondern im normalen Müll entsorgt werden soll:

  • Beschichtetes oder imprägniertes Papier: Viele Broschüren und Bücher sind mit Plastikfolie laminiert. Das lässt sich beim Reisstest leicht erkennen.
  • Backpapier, Blumenpapier, Metzgerpapier, Suppenbeutel, Servietten gehören zu den beschichteten Papieren.
  • Fotobücher sind ebenfalls beschichtet; Taschenbücher können mit dem Karton, übrige Bücher ohne Einband können mit dem Altpapier entsorgt werden.
  • Tiefkühlprodukteschachteln und Tetrapaks: dieser Karton ist auch beschichtet. Saubere Pizzaschachteln, Gemüse- oder Früchtekartons dürfen rezykliert werden.
  • Allerdings gilt: Couverts, auch solche mit Fenster, kannst Du getrost in die Sammlung geben.

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