«Züriost», 14. März 2018, von Michael Hotz
Not macht erfinderisch. So erging es wohl auch Beat Glogger. Der 58-jährige Winterthurer betreibt mit seinem siebenköpfigen Team die Scitec-Media am Neumarkt in der Winterthurer Altstadt. Das Unternehmen beliefert Zeitungen – unter anderem auch den «Zürcher Oberländer» – und Onlineportale wie blick.ch mit Berichten, die wissenschaftliche Erkenntnisse möglichst verständlich aufbereiten. Durch die Abkommen mit den verschiedenen Medienhäusern ist die Winterthurer Firma der grösste Schweizer Anbieter im Bereich Wissen. Allein mit den Publikationen in den Printprodukten werden über eine Million Leser erreicht. Finanziert wird alles von der Gebert Rüf Stiftung.
Doch Ende dieses Jahres laufen die Verträge mit den geldgebenden Partner aus. «Wissenschaftsjournalismus ist kein Business mehr», konstatiert Beat Glogger. Die Medien hätten nicht mehr die Mittel, um sich Wissensberichte leisten zu können. Und eine Finanzierung mit Inseraten funktioniere auch nicht.
Eine Stiftung soll Higgs finanzieren
Was also tun? «Wir wollen nun ein Finanzierungsmodell für Wissenschaftsjournalismus erfinden», ist die Antwort von Beat Glogger. Seine Idee ist an sich simpel: Scitec Media hat ein Webmagazin ins Leben gerufen. Higgs.ch ist am 11. Januar um 11.11 Uhr online gegangen. «Higgs ist viel mehr als bloss ein Newsportal für Wissen, sondern ein System», merkt der erfahrene Wissenschaftsjournalist an. Über die Marke werden einerseits eigene Kanäle wie eben das Onlinemagazin bespielt, andererseits auch die verschiedenen Medienpartner kostenfrei beliefert.
«Die Gesellschaft hat ein Recht darauf, dass wissenschaftliche Ergebnisse einordnend und kritisch beleuchtet werden.»Beat Glogger
Finanzielle Zuwendungen dafür sollen von der Wirtschaft, der öffentlichen Hand, den Hochschulen und weiteren Trägern kommen. Derzeit ist Beat Glogger daran, eine breit abgestützte Stiftung aufzubauen. Zu deren Gründung strebt der Inhaber der Scitec-Media einen Grundstock von rund einer halben Million Franken an. Er glaubt fest daran, dass sich seine Idee umsetzen lässt. «Ich habe grosses Vertrauen in die Schweizer Industrie.» Die bisher getätigten Vorleistungen habe er bis anhin aus eigener Tasche bezahlt, wie er betont.
Wissen als Allgemeingut
Beat Gloggers Überzeugung rührt auch daher, weil er an eine künftige Unentbehrlichkeit von Higgs glaubt. «Wir machen etwas, das niemand anders tut. Wir betreiben den einzigen Kanal der Schweiz, der tägliche Wissensnews generiert.» Der studierte Biologe, er von der Universität Zürich für seine Leistungen mit einem Ehrendoktortitel ausgezeichnet worden ist, versteht Wissen als Allgemeingut. Die Berichterstattung über Forschung und Innovation sei eine öffentliche Pflicht. «Die Gesellschaft hat ein Recht darauf, dass wissenschaftliche Ergebnisse einordnend und kritisch beleuchtet werden. Schliesslich leben Forscher zu einem grossen Teil von öffentlichen Mitteln», erklärt er seinen Standpunkt.
Deshalb ist das Motto von Higgs auch «Wissen für alle». Alle Bevölkerungsgruppen sollen über die verschiedenen Content-Partner und die eigenen Kanäle auf ihre Art angesprochen werden. So möchte Beat Glogger mit seinem Team aus Naturwissenschaftlern mit journalistischer Zusatzausbildung damit das Bewusstsein fördern, dass die Wissenschaft die Grundlage für unsere Gesellschaft und deren Wohlstand ist. Deshalb versteht er seine Berichterstattungen auch als wichtigen Gegenpol zu Fake News. «Wer mehr weiss, muss nicht alles glauben», sagt er dazu.
Wissenschaft auf verschiedene Arten vermitteln
So lautet die Mission von Higgs: Wissenschaft verständlich und attraktiv aufbereiten – und zwar faktenbasiert, wie Beat Glogger betont. «Was bedeutet ein Forschungsergebnis für den Alltag?» sei die Kernfrage, die jeder Bericht beantworten solle. Medial aufbereitet werden sie auf verschiedene Art und Weise. Auf dem Portal Higgs finden sich neben ausführlichen Artikeln und längeren Videotalks auch Quiz und kurzgehaltene Antworten auf Alltagsfragen. «Im April lancieren wir ein Kinderprogramm, in dem ein Vater mit seinem Sohn Küchenexperimente zum Nachmachen durchführt. Neben dem Video veröffentlichen wir die Anleitungen dazu», verrät Beat Glogger. Damit soll die Interaktivität des Webmagazins weiter erhöht werden.
Die Namenssuche für ihr Portal war gemäss Beat Glogger ein längerer Prozess. Mit Higgs sei er nun sehr zufrieden, weil der Name den Anspruch widerspiegle, verschiedene Menschen auf eine andere Art anzusprechen. «Der Quantenphysiker denkt dabei an Peter Higgs und an das nach ihm benannten Higgs-Teilchen. Kinder denken eher an den Schluckauf.»