Rund zwei Millionen Tonnen Nahrungsmittel landen in der Schweiz jedes Jahr im Abfall. Das entspricht gemäss dem Verein Foodwaste.ch einem Drittel dessen, was hierzulande produziert wird. Doch was der Mensch in den Müll wirft, könnte Schweinen immer noch als Futter dienen. Das würde wertvolles Ackerland sparen. Denn gängiges Schweinefutter besteht grösstenteils aus Soja und Getreide. Für dessen Anbau braucht allein die EU ganze 1,8 Millionen Hektaren – vor allem in Brasilien. Das berechnete der Zoologe Erasmus zu Ermgassen von der Universität Cambridge (GB) in einer Studie. «Auf dieser Fläche könnte man genug Getreide anbauen, um 70 Millionen Menschen ein Jahr lang zu versorgen», sagt der Biologe.
Doch das Verfüttern von Essensresten an Schweine ist in der EU seit 2002 verboten. Das Verbot wurde eingeführt, weil sich in England Tierseuchen wie die Maul- und Klauenseuche (MKS) ausbreiteten, die grosse wirtschaftliche Verluste zur Folge hatten. Auch hierzulande traten immer wieder Fälle von MKS auf, bis die Schweiz im Jahr 2006 dem Beispiel der EU folgte und die Verfütterung von Lebensmittelabfällen an Nutztiere untersagte.
«Das Verbot ist aber gar nicht nötig», sagt zu Ermgassen. Denn allfällige Krankheitserreger in den Essensresten können durch Erhitzen unschädlich gemacht werden, wie verschiedene Studien belegen. «Drei Minuten bei 80 Grad genügen schon», sagt zu Ermgassen. Die Schweiz ging vor dem Verbot sogar noch weiter und schrieb ein Erhitzen auf 100 Grad vor.
Sicherheitsvorschriften missachtet
Dass es hierzulande trotzdem zu Übertragungen von MKS kam, lag gemäss dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen an Mängeln in der Praxis: Viele Betriebe, die Lebensmittelreste für die Verfütterung aufbereiteten, hielten sich nicht an die Vorschriften. «Die Methode der Aufbereitung an sich ist aber sicher», sagt zu Ermgassen. Deshalb fordern er und weitere Forscher, dass die EU und auch die Schweiz Lebensmittelabfälle zur Verfütterung an Schweine wieder zulassen.
Begrüssen würde das auch Adrian Schütz, stellvertretender Geschäftsführer von Suisseporcs, dem Schweizerischen Schweinezucht und -produzentenverband. «Es ist sinnvoll, Nahrungsmittelabfälle an Schweine zu verfüttern.» Denn die Tiere sind Allesfresser und in den Essensresten stecken viele wertvolle Nährstoffe und Eiweisse. Genauso argumentiert Biologe zu Ermgassen. Er verweist ausserdem auf Japan. Dort werden seit 15 Jahren Lebensmittelreste bei 80 Grad drei Minuten erhitzt und anschliessend an Schweine verfüttert – ohne dass dadurch ein einziger Krankheitsfall auftrat.