Das musst du wissen

  • Seit letztem Jahr steht auf dem Mars ein Seismometer. Im April 2019 hat es dort erstmals gebebt.
  • Ein Team der ETH Zürich wertet die Daten nun aus – und simuliert das Marsbeben in einem Testraum.
  • Eine erste Erkenntnis: Marsbeben dauern länger als Erdbeben und kürzer als Mondbeben.

Nicht nur die Erde bebt ab und zu, sondern auch der Mars und der Mond. Vor 50 Jahren haben die Apollo-11-Astronauten dort ein Seismometer aufgestellt, um die seismischen Aktivitäten zu untersuchen. Im November des letzten Jahres befestigte der Mars-Lander «InSight» auf der Oberfläche des roten Planeten ebenfalls ein Messgerät. Dieses wurde von der ETH Zürich entwickelt und ist laut der Hochschule wohl das empfindlichste Seismometer, das je verwendet wurde. Selbst schwächste Erschütterungen kann es registrieren.

Im April registrierte das Mars-Seismometer die erste Aktivität. Diese Daten werden nun vom Team des Marsbebendienstes der ETH ausgewertet.

Um nachvollziehen zu können, wie sich ein Beben auf dem roten Planeten anfühlt, haben sich die Wissenschaftler in einen Erdbeben-Simulator begeben: Ein Raum wie in einer Wohnung, mit Tisch, Trinkgläsern und einem Regal. Dort stellten sie ein typisches Erdbeben nach, dann eines auf dem Mond und schliesslich eines auf dem Mars. Wie in einem Video der ETH zu sehen ist, weisen sie alle unterschiedliche Qualitäten auf.

Die auf dem Mars aufgezeichnete Beben glichen eigentlich eher einem kleinen Rumpeln. Damit ein Mars-Beben im Simulator wahrgenommen und verglichen werden konnte, musste es erst 10-millionenfach verstärkt werden. Nicht nur sind die Beben schwächer als jene auf der Erde, sie dauern auch viel länger. Während Erdbeben wenige Sekunden bis wenige Minuten dauern, wurden auf dem Mars Beben von bis zu 20 Minuten gemessen. Mondbeben hingegen können bis zu einer Stunde oder länger dauern.

Auf dem Mars lassen sich zudem unterschiedliche Beben ausmachen: «Wir beobachten momentan zwei Arten von Marsbeben», sagt der ETH-Seismologe Simon Stähler in einer Mitteilung. «Das erste Beben war eines mit hoher Frequenz, das einem Mondbeben ähnlicher ist als erwartet. Das zweite Beben hatte eine viel niedrigere Frequenz, was unserer Ansicht nach mit der Entfernung zum Epizentrum zusammenhängen könnte.»

NASA/JPL-Caltech/ETH Zurich/ Van Driel

Eine visuelle Illustration, wie die Wellen eines Marsbebens ausbreiten könnten.

Obwohl die Forschung der seismischen Aktivitäten noch in den Kinderschuhen steckt, gibt es erste Erkenntnisse: Es scheint, als seien Marsbeben irgendwo zwischen Mond- und Erdbeben anzusiedeln.

«Wir wollen die Struktur des Mars verstehen. Und das machen wir primär mit der Bebenforschung», sagt John Clinton, Leiter des Marsbebendienstes im ETH-Video. Denn: Die Stärke des seismischen Signals hängt von der Entfernung und von Unterschieden in den geologischen Strukturen ab. Doch es geht um Mehr: Die seismischen Daten sollen auch Antworten zur Entstehung der Planeten im inneren Sonnensystem vor mehr als vier Milliarden Jahren liefern.

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