Eduard Gautschi für den «Zürcher Oberländer», 27. Juli 2018

«Frontalunterricht hat mir nie gefallen, weder in der Primarschule noch im Gymnasium», sagt Atlant Bieri. Wer nie eine Versteinerung mit eigenen Augen gesehen habe, wisse eigentlich nicht genau, was das sei. Habe man aber einmal eine in den Händen gehalten, vergesse man das nie wieder. Nur was man selber erlebt habe, präge sich nachhaltig ein. Davon ist Bieri überzeugt und trägt dieser Überzeugung Rechnung.

«Kindern etwas beizubringen, ist wunderbar.» Das war für ihn ein Grund, zwei Globi-Sachbücher im Verlag Globi Wissen zu verfassen. Im ersten beleuchtete der Pfäffiker das Thema Energie, im zweiten invasive Arten.

Sicht-, spür- und hörbar

Aus dieser Arbeit entstand dann als Folgeprojekt die Globi-Energieshow. Schülern ab der 3. Klasse wird in einer einstündigen Show der Einstieg in die Thematik Energie ermöglicht. Dass es dabei nicht nur bitterernst zu- und hergeht, versteht sich. Schliesslich steht kein Nobelpreisträger auf der Bühne, sondern Globi selbst.

Und wenn er mit Experimenten, die an die Erfahrungswelt der Kinder anknüpfen, erklärt, was der Nobelpreisträger entdeckt hat, verstehen das auch Kinder. Vor allem, weil die Ex­perimente sichtbar, spürbar und auch hörbar sind und die Kinder aktiv in die Show einbezogen werden.

Videoreihe mit Sohn Arin

Atlant Bieris Passion und seine wissenschaftlichen Artikel wie auch die beiden Globi-Bücher führten zum Kontakt mit dem Wissenschaftsjournalisten Beat Glogger und dessen Projekt «higgs», das er Anfang Jahr lancierte. Die Ziele von «higgs» decken sich mit den Zielen Bieris: Wissenschaft verständlich und attraktiv aufzubereiten – und ohne ideologische, religiöse oder politische Ausrichtung zu verbreiten. Resultat dieser Zusammenarbeit mit «higgs» ist ein Kinderprogramm, in welchem un­ter dem Titel «Atlant & Arin» vorerst fünf Videos veröffentlicht werden.

In der Videoreihe zeigt Bieri zusammen mit seinem Sohn Arin Experimente aus den Bereichen Biologie, Medizin, Physik oder Elektrotechnik. «Wir benötigen für die Experimente ausschliesslich alltägliche Dinge, die in jedem Haushalt zu finden oder aber leicht zu beschaffen sind», sagt Bieri. Das erste Video wurde Anfang Juli auf higgs.ch aufgeschaltet. Darin basteln die beiden aus einer PET-Flasche eine Rakete, die mit Methanol betrieben wird.

Die erste Folge von Atlant & Arin:

Im nächsten Video, das Ende Juli aufgeschaltet wird, befassen sich Atlant und Arin Bieri mit dem Weltall. Genauer gesagt, mit einem Teil des Weltalls, unserem Sonnensystem. Um die Grös­senverhältnisse zu veranschaulichen, hat Bieri die acht Planeten massstabgetreu mit Salzteig nachgebildet und danach quer über Pfäffikon «gelegt» – die Sonne platzierte er als gelben Ballon mit einem Durchmesser von einem Meter an seinem Wohnort an der Rickstrasse oberhalb von Pfäffikon.

Mit Drohne Film gedreht

Die vier der Sonne am nächsten gelegenen Planeten Merkur, Venus, Erde und Mars haben Kinder aus Bieris Bekanntenkreis auf der Wiese des Nachbarn in den Händen gehalten – im massstabgetreuem Abstand zur Sonne. Mit einer Drohne hat Bieri dann einen Film gedreht: Der Start ­erfolgte bei der Sonne, und dann folgte ein Flug von Planet zu ­Planet.

Da die Sonne als Kugel mit einem Durchmesser von einem Meter dargestellt wird, ist Merkur gerade einmal so gross wie ein Stecknadelkopf, Venus und Erde sind so gross wie Erbsen. Jupiter als grösster Planet hat einen Durchmesser von 14 Zentimetern, ist aber schon 700 Meter von der Sonne an der Rickstrasse entfernt – in der Realität sind es rund 800 Millionen Kilometer. Der von der Sonne am weitesten entfernte Neptun liegt nochmals fünfmal weiter entfernt als Jupiter – irgendwo hinter der Faichrüti.

Dimensionen aufzeigen

«Wir wollten die Dimensionen des Sonnensystems darstellen, was gar nicht so einfach ist. Durch die mit einer Kamera ausgestatteten Drohne konnten wir die Grössenordnung der Planeten und auch die enormen Distanzen einigermassen veranschaulichen», sagt Bieri.

Über zwei Dutzend Kinder waren an der Aktion beteiligt. Fliegt die Drohne auf die Kinder zu, sieht man anfänglich nur sie. Erst wenn die Drohne näher kommt, werden die kleinen Planeten sichtbar, welche die Kinder zwischen den Fingern halten. Bieri sagt: «Das Ganze ist ziemlich eindrücklich und lehrreich.»

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