Das musst du wissen

  • Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass die extreme Hitze an der Meeresoberfläche stark zugenommen hat.
  • 2019 waren beinahe sechzig Prozent der Weltmeere betroffen.
  • Dies wirkt sich nicht nur auf das Wettergeschehen, sondern auch negativ auf die Meeresökosysteme aus.
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Hitzewellen nehmen mit dem Klimawandel immer mehr zu. Ein Rekordsommer jagt den anderen – dass das mit dem Klimawandel zusammenhängt, ist mittlerweile anerkannt. Doch Hitzewellen gibt es auch im Meer. Und auch dort haben sie mit dem Klimawandel zugenommen und sind heute in vielen Teilen der Welt sogar die neue Normalität, wie eine aktuelle in Plos Climate veröffentlichte Studie zeigt. Demnach überschritt seit 2014 mehr als die Hälfte der weltweiten Meeresoberfläche regelmässig einen historischen Extremwert.

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Studie: The recent normalization of historical marine heat extremesKommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDie Forschenden nutzen monatliche Daten und je einen Datenpunkt für eine Fläche von 1x1 Grad, was einer üblichen Annäherung an die tatsächlichen Oberflächentemperaturen entspricht. Für den Schwellenwert verwendeten sie Daten aus den Jahren 1870 bis 1919. Mit einem anderen Intervall würde sich die Definition der neuen Norm verändern.Mehr Infos zu dieser Studie...

Für ihre Untersuchung gingen die beiden Meeresbiologen des Monterey Bay Aquariums in Kalifornien folgendermassen vor: Anhand historischer Aufzeichnungen von 1870 bis 1919 ermittelten sie zuerst die monatlichen Durchschnittstemperaturen an der Meeresoberfläche. Die höchste Temperatur in diesen Zeitraum von fünfzig Jahren legten sie dann als historischen Schwellenwert für extreme Hitze fest. Anschliessend untersuchten sie, wie oft und wie viel Fläche der Ozeane diesen Wert zwischen 1920 und 2019 überschritt. Dabei sahen sie: 2014 kletterten die Oberflächentemperaturen in über fünfzig Prozent der gesamten Meeresfläche über den historischen Rekordwert. Und sie blieben seither darüber – extreme Hitze ist hier also zur neuen Norm geworden. In den folgenden Jahren setzte sich dieser Trend stetig fort – 2019 lag der Anteil der Weltmeere, der unter Hitzewellen leidet, bereits bei knapp sechzig Prozent. Zum Vergleich: noch vor einem Jahrhundert waren es lediglich rund zwei Prozent.

«Heute hat sich der grösste Teil der Meeresoberfläche auf Temperaturen erwärmt, die noch vor einem Jahrhundert seltene, einmal in fünfzig Jahren auftretende Extremereignisse waren», sagt der Meeresbiologe Kyle Van Houtan in einer Mitteilung. Dies unterstreiche einmal mehr, dass der Klimawandel kein Zukunftsphänomen sei, so der Forscher: «Wir erleben ihn jetzt, und er beschleunigt sich».

So zeigte sich auch, dass einige Regionen diesen Punkt, an dem extreme Hitze zur neuen Normalität geworden ist, schon viel früher überschritten haben: Der Indische Ozean beispielsweise bereits 2007. Der Südatlantik sogar schon 1998 – also vor 24 Jahren.

Für die marinen Ökosysteme ist das ein Problem – denn diese drohen unter der extremen Hitze zusammenzubrechen, so die Meeresbiologen. Das ist aber nicht nur für Arten wie Korallen, Schildkröten, Meeresvögel oder Wale verheerend, sondern auch für die Fischerei – und damit auch eine für Milliarden Menschen weltweit, die von den Meeren als Nahrungsquelle abhängig ist.

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