Das musst du wissen
- Das menschliche Mikrobiom bezeichnet die Gesamtheit aller Bakterien und Mikroorganismen in unserem Körper.
- US-Forscher haben nun 4000 Mini-Proteine entdeckt, die von den Bakterien hergestellt werden.
- Was sie tun, muss noch erforscht werden. Dieses Wissen könnte eines Tages zu neuen Medikamenten führen.
Billionen von Mikroorganismen besiedeln unseren Körper und halten unser System am Laufen. Die Gesamtheit dieser Organismen, zu denen vor allem Bakterien, aber auch Viren und Pilze zählen, nennt man das menschliche Mikrobiom.
Die Bakterien produzieren Proteine, die in unserem Körper verschiedene Funktionen übernehmen. Grössere Proteine und ihre Aufgaben sind uns weitgehend bekannt – doch über die kleineren wissen wir noch nicht allzu viel.
Nun haben Forschende der Stanford University mit einem neuartigen Analyse-Verfahren mehr als 4000 unbekannte Proteinfamilien im menschlichen Mikrobiom entdeckt, wie sie in der Fachzeitschrift Cell berichten.
Der ETH-Zellbiologe Ruedi Aebersold findet die Studie interessant: «Sie weitet unser Wissen über den funktionellen Bereich des menschlichen Mikrobioms aus.»
Forschende waren selbst überrascht
Mit so vielen Neuentdeckungen hatten die Biologen selbst nicht gerechnet. «Wir wussten nicht, was wir erwarten sollen», sagt die Studienleiterin Ami Bhatt laut einer Mitteilung. «Dass es Tausende neuer Proteinfamilien waren, hat uns aber definitiv alle überrascht.»
Gefunden haben die Forschenden die neuen Proteine, indem sie die Genomsequenzen von Tausenden von Spezies analysiert haben und nach Mustern Ausschau gehalten haben, die immer wieder vorkommen. «Wenn sich ein Protein im Laufe der Evolution in so vielen Spezies etabliert hat und über eine lange Zeit erhalten blieb, kann man davon ausgehen, dass es funktionell ist», sagt Zellbiologe Aebersold.
Die Entdeckung hat so lange auf sich warten lassen, weil die Proteine aufgrund ihrer Grösse viel schwieriger zu entdecken sind. Erst das angewendete Verfahren, das auf riesige Datenmengen zurückgreift, macht das möglich.
Es ist noch viel Forschung nötig
Was die Mini-Proteine effektiv tun, das ist noch unbekannt. Aufgrund von Ähnlichkeiten mit bekannten Proteinen stellt das Team einige Spekulationen an: Etwa, dass sie bei der Zellkommunikation eine Rolle spielen und bei der Verteidigung gegen Viren. Doch es braucht weitere Forschung, um das zu prüfen. «Nur weil etwas wie ein Auto aussieht, heisst es nicht zwingend, dass es auch fahren kann», so Aebersold.
In ihrem Paper schreiben die Forschenden, dass die Entdeckung den Weg für neue Therapien und Medikamente ebnen könnte. «Das wird sich noch zeigen müssen», sagt Aebersold. «Aber fest steht: Unser Wohlbefinden hängt mit den Bakterien in unserem Körper zusammen. Dass sich aus den 4000 neu entdeckten Proteinen eines Tages eine Substanz mit heilender Wirkung erstellen lässt, ist also nicht völlig aus der Luft gegriffen.»