Das musst du wissen

  • Eine Studie aus Schweden hat Geburtseinleitungen nach 41 und nach 42 Schwangerschaftswochen verglichen.
  • Der Versuch musste frühzeitig abgebrochen werden. Denn bei der Einleitung nach 42 Wochen waren sechs Babys gestorben.
  • Möglicherweise ist eine Einleitung nach 41 Wochen empfehlenswert. Dies scheinen auch frühere Studien zu bestätigen.

Eine Schwangerschaft dauert üblicherweise 40 Wochen, berechnet vom ersten Tag der letzten Regelblutung. Aber eben: üblicherweise. Manche Babys kommen etwas früher, andere eher spät. Wenn die Schwangerschaft gut läuft, können die Frauen bis zu zwei Wochen nach dem Geburtstermin warten. Danach muss die Geburt eingeleitet werden. Sonst ist das Leben des Kindes in Gefahr.

Nun kommt eine Studie aus Schweden zu dem Schluss, dass dies möglicherweise zu lang ist. Die Forschenden verglichen die Einleitung der Geburt nach 41 oder nach 42 Schwangerschaftswochen. Dazu hatten sie 2760 Frauen zufällig einer der beiden Gruppen zugeordnet. Eigentlich hatten die Ärzte die Geburtseinleitung bei über 10 000 Schwangeren untersuchen wollen, doch sie mussten die Studie frühzeitig abbrechen. Dies hatte ein unabhängiges Aufsichtsgremium entschieden.

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Studie: Induction of labour at 41 weeks versus expectant management until 42 weeks (Swedish post-term induction study, SWEPIS): multicentre, open label, randomised superiority trialKommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDie Zahlen der Studie sprechen eine eindeutige Sprache. Früher ist wohl besser. Allerdings wird nicht klar, wie die Probanden ausgesucht wurden. So haben eine grosse Anzahl der Frauen, die bei der Studie mitmachen hätten können, nicht teilgenommen. Möglicherweise, weil die meisten Frauen eine konkrete Vorstellung von der Geburt haben. Das heisst, sie wissen, ob sie eine Einleitung um jeden Preis verhindern möchten oder sogar lieber einen Kaiserschnitt wollen. Und daher auch, ob sie bei einer Studie zufällig eine Einleitung erleben wollen oder nicht.Mehr Infos zu dieser Studie...

Denn in der Gruppe, bei der die Geburt nach 42 Wochen eingeleitet worden war, waren zwischen 2016 und 2018 sechs Babys gestorben. Keine Toten gab es, wenn die Geburt nach 41 Wochen eingeleitet wurde. Dies berichteten die Mediziner im Fachblatt «The British Medical Journal».

In einem begleitenden Editorial britischer Gynäkologen heisst es: «Die vorzeitige Beendigung einer Studie auf der Grundlage von Sicherheitsbedenken ist umstritten, wenn die Anzahl der Ereignisse so gering ist (gemeint sind die sechs toten Kinder, Anm. d. Red.), aber in diesem Fall erscheint die Entscheidung angemessen.»

Dennoch: Die Ergebnisse sind denen zweier vorangegangener Studien aus der Türkei und den Niederlanden ähnlich, schreiben die Autoren des Editorials. Wenn man diese Ergebnisse mit der vorliegenden Studie kombiniere, dann ergäbe sich ein Gesamtergebnis von 0.4 Toten pro 1000 Geburten bei Einleitung nach 41 Wochen. Im Vergleich dazu stünden 3.5 Tote pro 1000 Geburten bei Einleitung nach 42 Wochen.

In Schweizer Spitälern wird die Geburt üblicherweise sieben bis zehn Tage nach Termin eingeleitet. Dies entweder mit Hormonen oder durch eine künstliche Öffnung der Fruchtblase. Die Wehen können bei einer eingeleiteten Geburt stärker sein. Deswegen werden häufiger Schmerzmittel gebraucht. Auch gibt es Bedenken, dass eine Einleitung häufiger zu einem Kaiserschnitt führt. Diese Bedenken sind allerdings unbegründet, wie eine Studie vor Kurzem gezeigt hatte. Auch in der vorliegenden Studie wurde kein Unterschied in der Kaiserschnittrate der beiden Gruppen festgestellt.

Übrigens: Ein natürliches Mittel zur Geburtseinleitung ist Sex. Denn Sperma enthält Prostaglandine – das sind Hormone, die die Kontraktion der Gebärmutter anregen. Sie werden auch bei einer künstlichen Einleitung eingesetzt.

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