Das musst du wissen

  • Rhesusaffen bilden bei der Infektion mit Sars-CoV-2 Antikörper gegen das Virus aus.
  • Bei einer erneuten Infektion mit dem gleichen Virus sind sie deshalb dagegen immun.
  • Menschen reagieren vermutlich ebenso. Mit den Antikörpern von Geheilten könnte man deshalb einen Impfstoff entwickeln.

Antikörper von genesenen Covid-19-Patienten könnten zum Impfstoff werden: Ein chinesisches Team von Forschenden hat dies bei Rhesusaffen nachgewiesen. Erfolgreich, wie die vorläufigen Resultate ihrer Studie zeigen. Die Studie wurde auf BioRxiv, einer Datenbank für Vorabdrucke, publiziert. Sie ist also nicht peer-reviewed.

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Zwei Rhesusaffen, die mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert wurden, erkrankten auf eine zweite Infektion hin nicht noch einmal. Die Primaten entwickeln also zumindest vorübergehend eine Immunität gegenüber dem Erreger. Es gab zwar kürzlich einige Meldungen von geheilten und dann abermals angesteckten Covid-19-Patienten. Doch diese seien laut den Autoren eher auf Probleme mit der Testung oder verfrühte Entlassungen aus dem Krankenhaus zurückzuführen, als darauf, dass sie nicht gegen das Virus immun geworden wären.

Science-Check ✓

Studie: Reinfection could not occur in SARS-CoV-2 infected rhesus macaquesKommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDie Corona-Pandemie beschleunigt die medizinische Forschung. Studien werden unter diesen Umständen weniger gut geprüft. In diesem Fall handelt es sich um eine Vorabdruck-Version, das Peer-Review ist noch ausstehend. Die Versuchsgrösse ist mit vier Rhesusaffen sehr klein. Eine weitere vorläufige Studie beschreibt jedoch ebenfalls eine Antikörperbildung in COVID-19-Patienten. Mehr Infos zu dieser Studie...

Insgesamt wurden vier erwachsene Rhesusaffen mit dem Virus infiziert. Die Virenkonzentration in Nase und Hals war nach drei Tagen am höchsten, ausserdem stellten die Forschenden bei den Affen reduzierten Appetit, Gewichtsverlust und eine erhöhte Atmungsrate fest. Ein Tier wurde daraufhin getötet und anschliessend untersucht. Das Virus konnte in verschiedenen Geweben nachgewiesen werden. Zudem hatte dieser Affe unter akuter interstitieller Pneumonie gelitten: einer Lungenentzündung, die auch bei Menschen zu den Hauptsymptomen von Covid-19 zählt.

Von den verbliebenen drei Versuchstieren entnahm das Team Blutserum. Blutserum ist die gelbliche Flüssigkeit, die nach der Entfernung der Blutzellen und Gerinnungsfaktoren zurückbleibt. Die Mediziner entdeckten, dass sich darin bereits Antikörper gegen das Virus gebildet hatten. Diese zielten auf bestimmte Proteine in der Virushülle ab, die sogenannte Spikes, das für die Bindung des Virus an die menschliche Zelle wichtig ist. Nach drei bis vier Wochen war die Bildung von Antikörpern am stärksten. Nach knapp einem Monat war das Virus in den Rhesusaffen beseitigt. Die Wissenschaftler konnten es in Proben der Schleimhäute nicht mehr feststellen.

Zwei Affen wurden darauf erneut infiziert, und obwohl ihre Körpertemperatur im Zuge der Immunabwehr leicht stieg, war das Virus in ihnen nicht nachzuweisen. Sie waren dank der Antikörperbildung nach der Erstinfektion gegen das Virus bei der zweiten Ansteckung immun.

Wie lange diese Immunität nach der Erkrankung wirkt, ist noch nicht klar, da die Affen in einem Zeitraum von lediglich 42 Tagen überwacht wurden. Die Wirkung könnte nur für einige Monate oder auch viele Jahre anhalten. Wenn man eine Analogie zu den anderen Coronaviren annimmt, könnte man von einem Zeitraum von ein paar Jahren ausgehen: Bei Sars beispielsweise sind Antikörper drei bis fünf Jahre nachweisbar.

Die Studie zeigt, dass Plasma-Therapien eine hilfreiche Option sein könnten im Kampf gegen die Corona-Pandemie: Einerseits könnten die Antikörper aus dem Blut von erkrankten und wieder genesenen Patienten Schwerkranken als Medikament verabreicht werden. Andererseits könnten sie als Impfstoff dienen, der gerade dem medizinischen Pflegepersonal sehr zugute käme. Ein Vorteil des Verfahrens ist, dass dieses – unter Fachleuten als Passiv-Impfstoff bezeichnete – Serum lokal hergestellt werden kann und vergleichsweise schnell verfügbar ist, sobald es genügend Geheilte gibt. Die Studie muss allerdings durch weitere Forschung bestätigt werden, denn vier Versuchstiere sind eine zu geringe Zahl, um endgültige Aussagen machen zu können.

Tatsächlich gibt es aber bereits Unternehmen, die an der Entwicklung eines solchen Passiv-Impfstoffs arbeiten. Doch auch für dieses medizinische Mittel beträgt die Dauer bis zur Zulassung aller Wahrscheinlichkeit nach mindestens neun Monate. Es wird also noch bis Ende Jahr dauern, bis Impfstoffe in Reichweite sind.

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