Wenn es gerade nicht so läuft im Leben, dann macht man besser einen Bogen um Facebook. Denn wer sich in labilem Zustand befindet, dem schlagen wenige Likes besonders stark aufs Gemüt. Zu diesem Resultat kommen Psychologen der Cornell University. Sie befragten einerseits aktive Facebook-Nutzer, andererseits kreierten sie ein Experiment: Rund einhundert Studenten absolvierten einen Persönlichkeitstest, in dem sie Aussagen zu ihrem Leben gewichteten wie: «Ich sehe viele Gründe, um zu leben.» Danach mussten die Probanden ein Selfie schiessen und dieses in ein fiktives soziales Netzwerk stellen. Die Wissenschaftler beurteilten die Profilbilder willkürlich mit besonders vielen oder besonders wenigen «Gefällt mir». Das Resultat: Personen, die viel Sinn in ihrem Leben sahen, beeindruckten die Anzahl Likes kaum. Wer sich aber weniger Lebenssinn zuschrieb, dem sackte bei wenig Likes das Selbstvertrauen noch mehr zusammen. Wie kann man sich vor diesem Frust schützen?

Die Antwort hat Denise Ineichen, Psychotherapeutin und Dozentin an der ZHAW. «Am besten entlastet eine Facebook-Pause.» Es helfe aber auch, sich eine Beschäftigung zu suchen, die gut tue und Spass mache. «Hauptsache, man wird dort – anders als in der virtuellen Welt – nicht ständig von anderen bewertet», meint die Psychologin. Manchen ihrer Patienten helfe ein Tanzkurs, andere suchten Anschluss in einem Verein. «Wichtig ist ein gewisser Abstand zu Facebook und Co.», denn was dort gepostet werde, widerspiegle selten das reale Leben einer Person. Meistens seien es deren Wunschvorstellungen vom Leben, sagt Ineichen. «Sich damit zu vergleichen, ist unrealistisch.»

Die Erstversion dieses Beitrags erschien am 14. Oktober 2016.
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