Die Diagnose von frontotemporalen Demenzen (FTD), einer häufig vererbten Form von Demenz, die auch schon relativ junge Menschen treffen kann, ist nicht einfach: Gewisse Symptome wie Apathie oder Antriebslosigkeit können zu Verwechslungen mit Depression, Schizophrenie oder bipolaren Störungen führen. Eine Studie an der Universität Sydney weckt nun die Hoffnung auf frühzeitigere Diagnosen, indem Defizite des Geruchssinns identifiziert werden. Das ist ein wichtiger Fortschritt.

«Heute wird bei beinahe der Hälfte der FTD-Patienten fälschlicherweise eine psychiatrische Krankheit diagnostiziert. Nach dem Auftreten der ersten Symptome kann es dann drei oder vier Jahre dauern, bis die Krankheit richtig erkannt wird», erklärt die Neurowissenschaftlerin und Studienkoordinatorin, Aurélie Manuel Stocker von der Universität Genf. Weil bei FTD-Patienten eine schrittweise, subtile Veränderung des Geruchssinns beobachtet wurde, soll nun ein Riechtest Abhilfe schaffen. Doch auch die genannten psychiatrischen Störungen können den Geruchssinn verändern.

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Für ihre Metaanalyse haben die Forschenden deswegen 74 Studien mit zwei Arten von Riechtests und Kontrollgruppen berücksichtigt. Beim ersten Test wurde jeweils die Fähigkeit zur Identifikation und Benennung von Gerüchen festgestellt, beim zweiten die Fähigkeit zur Unterscheidung verschiedener Gerüche. Die Personen mit FTD zeigten dabei Defizite bei der Identifikation der Gerüche, nicht aber bei der Unterscheidung. Die von Schizophrenie betroffenen Patienten dagegen zeigten Defizite bei beiden Tests und diejenigen mit Depression gar keine. Die Testergebnisse der Personen mit bipolaren Störungen fielen uneinheitlich aus.

Die Verwendung dieser Riechtests könnte also dereinst helfen, eine FTD frühzeitig von einer Schizophrenie oder einer Depression abzugrenzen. «Bei Personen mit genetischem Risiko für FTD könnten dann Riechtests, die einfach und günstig in der Anwendung sind, das Fortschreiten in Richtung Demenz prognostizieren», erklärt Aurélie Manuel Stocker.

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