Das musst du wissen
- Die Waldbrände in Australien gehören zu den grössten, welche je aufgezeichnet worden sind.
- Derartige Waldbrände werden durch den Klimawandel immer wahrscheinlicher.
- Ein Mittel gegen diese verheerenden Feuer könnten kontrollierte Brände sein.
Mehr als drei Mal die Fläche der Schweiz: So gross ist das Gebiet, welches durch die Waldbrände in Australien diese Saison verwüstet worden ist. Es handelt sich um einen der verheerendsten Brände, welche je aufgezeichnet wurden. Brandschutzexperten sehen gegen solche Katastrophen das kotrollierte Abbrennen als Lösung. In Australien ist deswegen eine Debatte um das «aboriginal burning» entstanden, das die Ureinwohner vor der Kolonialisierung bereits seit Jahrtausenden praktizierten. Der Widerstand gegen gezielte Feuer war aber sowohl von Seiten der neuen Einwohner wie von Naturschützern stets gross.
Sometimes we are too quick to dismiss the old ways. This could be a lesson for all of us. https://t.co/rL29hjCJn8
— Peter Alley (@un42nate) January 13, 2020
Kontrollierte Brände sind effektiv
Doch das kontrollierte Feuerlegen wird auch in anderen Gegenden als Rezept gegen Flammeninfernos angewendet. Zum Beispiel in Kalifornien, wo ebenfalls jedes Jahr Waldbrände lodern. Allerdings trifft diese Massnahme auch bei der dortigen Bevölkerung auf Widerstand. Kalifornische Forschende haben nun untersucht, wie die Bedenken der Anwohner gemindert werden könnten. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Nature Sustainability veröffentlicht worden.
Science-Check ✓
Studie: Barriers and enablers for prescribed burns for wildfire management in CaliforniaKommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDie Studie nimmt explizit die gesetzlichen, ökonomischen und gesellschaftlichen Bedingungen in Kalifornien unter die Lupe. Trotzdem kommt sie zu Schlussfolgerungen, welche in klimatisch und gesellschaftlich ähnlichen Regionen wie Australien oder auch im Mittelmeerraum anwendbar sind.Mehr Infos zu dieser Studie...«Kontrolliertes Abbrennen ist effektiv und sicher», sagt Studienmitautor Chris Field vom Standford Woods Institute, in einer Mitteilung. Denn solche Brände können mit günstigen Wetter- und Bodenkonditionen koordiniert werden. Auch lassen sich Schutzstreifen gegen das Feuer anlegen, die gegebenenfalls bewässert werden. Ausserdem kann die Vegetation zuvor gezielt ausgedünnt werden, damit sich die Flammen nicht in Baumkronen ausbreiten können. Die kontrollierten Feuer blieben so innerhalb der festgelegten Grenzen und reduzierten die negativen Auswirkungen der Brände, wie zum Beispiel das Tiersterben, so die Forschenden. In Australien sollen bisher rund eine Milliarde Tiere den Flammen zum Opfer gefallen sein.
Um die Zahl der Brände in Kalifornien massgeblich einzudämmen, schreiben die Forschenden, müssten insgesamt auf 20 Prozent der Fläche Kaliforniens gezielte Brände gelegt und die Vegetation ausgedünnt werden. Das entspricht rund der doppelten Fläche der Schweiz. Pro Jahr sollen es rund 4500 Quadratkilometer sein. Katastrophale Brände in Kalifornien seien in den letzten Jahren immer häufiger aufgetreten. Ein Rekordjahr war 2018, als auf rund 8000 Quadratkilometern Waldbrände wüteten. Dies läge einerseits an dem Klimawandel, wodurch es häufiger sehr heiss und trocken sei, schreiben die Forschenden. Doch auch die Feuerbekämpfung, also dass Feuer «unterdrückt» werde, habe negative Auswirkungen: Dadurch habe sich in den Wäldern über Jahrzehnte Brennmaterial angesammelt, dass nur mechanisch nur ungenügend entfernt werden könne. Kontrollierte Brände würden das Feuer wieder zu einem Teil der Natur machen, denn es sei eine wichtige Komponente von Ökosystemen. Es gibt allerdings auch Wissenschaftler, welche die positiven Effekte des Abbrennen in Zweifel ziehen – denn sie seihen meist zu klein und zu den falschen Jahreszeiten. Die Wälder zu lichten ist für diese Seite die einzige Lösung.
Wetter muss stimmen
Obwohl dieses Wissen sich bereits durchgesetzt habe, würden rund 50 Prozent der geplanten, gezielten Brände am Ende meist doch nicht ausgelöst, schreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Es besteht also eine grosse Lücke zwischen Vorhaben und Umsetzung. Um das besser zu verstehen, haben die Forschenden zuständige Behörden, Vertreter von NGOs, Private sowie Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen interviewt und so sozioökonomische Barrieren identifiziert. Ein Grund, weshalb die gezielten Feuer nur spärlich eingesetzt werden, ist bei Privaten demnach die Angst vor dem finanziellen Bankrott. Die Behörden ihrerseits befürchten, dass die Brände ausser Kontrolle geraten. Auch wenn dies nicht passiert, ist – vor allem die städtische – Öffentlichkeit gegenüber gezielten Bränden kritisch und wenig tolerant gegenüber Rauchentwicklung. Auch müssen die Wetterbedingungen stimmen, damit kontrollierte Brände durchgeführt werden können, es gibt also nur bestimmte Zeitfenster. Die Forschenden identifizieren schliesslich drei Barrieren: Die Risiken, Ressourcenprobleme wie fehlendes Fachwissen oder zu wenige Tage mit geeignetem Wetter sowie staatliche Regulierungen.
Zwar hätten die kalifornischen Behörden bereits Anreize gesetzt. So sind Landbesitzer, welche ein Training zur gezielten Brandlegung absolviert haben und nötige Vorkehrungen treffen nicht belangbar, falls das Feuer ausbrechen sollte. Die Forschenden fordern nun, dass der Fokus der Regierung, und damit auch des Geldflusses, mehr auf kontrollierte Brände gelegt werde, statt auf Feuerbekämpfung. Politische Vorstösse bezüglich Feuerprävention schnellten aber erst in die Höhe, sobald es katastrophale Feuer gebe. In Australien ist dieser Moment tragischerweise nun gekommen.