Ein paar Klicks am Computer und schon beginnen einige Metallrollen damit, eine Snowboard-Kante in Form zu biegen. Nach wenigen Sekunden hat die Maschine knapp zwei Meter Metall in Form gebogen. Zwei präzise Zangen-Kniffe braucht es noch, dann sind die Kanten bereit, um in die «Sandwich-Konstruktion» eines Snowboards eingefügt zu werden. Dieses ist präzise auf die Bedürfnisse eines Athleten optimiert.

Fünf computergesteuerte Rollen verwandeln digitale Planungsdaten in exakt gebogene Ski- und Snowboardkanten.Hochschule für Technik Rapperswil

Fünf computergesteuerte Rollen verwandeln digitale Planungsdaten in exakt gebogene Ski- und Snowboardkanten.

Die Liste namhafter Athletinnen und Athleten, die mit Oxess-Boards regelmässig Medaillen gewinnen, ist lang. Der Schweizer Olympia-Gold-Sieger Nevin Galmarini gehört genauso dazu wie die Damen- und Herren-Nationalmannschaften in der Disziplin Alpin-Snowboard der Volksrepublik China oder die Goldmedaillen-Gewinnerin im Freestyle Skiing Hanna Huskova aus Weissrussland. Solche Kunden verlangen nach Präzision und Hochleistungs-Sportgeräten. «Bei uns ist jedes Brett ein Einzelstück, deshalb musste ich bisher auch jede einzelne Kante von Hand biegen», sagt Oxess-Chef Marcel Brunner.

Mehr als 25 Jahre lang bog er Kante für Kante von Hand. Doch seit die neue Maschine bei Oxess diese Arbeit übernimmt, «sparen wir fast die Hälfte der Zeit für diesen Arbeitsschritt», sagt Brunner. Zeit, die er nur zu gern in andere Arbeiten oder die Leitung des wachsenden KMU-Betriebs investiert. Seit der Gründung produziert Oxess jedes Jahr mehr Boards, rund 1000 Stück waren es 2018.

Hochschul-Nachbarschaft als Standort-Vorteil

In der Oxess-Werkstatt mischen sich die Eindrücke – halb Manufaktur, halb High-Tech-KMU. Das neue Kanten-Biegesystem wurde von Bachelorabsolvent Marc Heeb in einer Studienarbeit vorbereitet und in einer Bachelorarbeit in Form eines funktionsfähigen Prototyps entwickelt.

Nach einer abschliessenden Verbesserung durch das Institut für Laborautomation und Mechatronik (ILT) der HSR erfüllte das neue Gerät die Anforderungen von Oxess. Doch die neue Maschine ist hier nicht das einzige HSR-Know-how. Die Daten aus einem HSR Teststand, der die Biegeeigenschaften von Snowboards und Ski exakt ausmisst, dienen Oxess etwa bei der stetigen Weiterentwicklung der Sportgeräte. Entwickelt wurde der Teststand von einer Masterstudentin mit Unterstützung des Institut für Werkstofftechnik und Kunststoffverarbeitung (IWK) der HSR. Diverse Studienarbeiten zur Struktur- und Schwingungsdämpfung bei Snowboards fliessen ebenfalls direkt in die Entwicklung ein. Wenn Brunner eine Maschine nicht auf dem Markt beziehen kann und einen spezifischen Prototypen braucht, wenn er neue Werkstoffe testen oder seine Prozesse optimieren will: die HSR ist seine erste Anlaufstelle.

«Ich überlege mir immer, wie ich noch besser produzieren kann, und weil die Zusammenarbeit mit der HSR so gut klappt, habe ich praktisch keine anderen Partner mehr für Innovationen.» Marcel Brunner, Inhaber Oxess.Hochschule für Technik Rapperswil

«Ich überlege mir immer, wie ich noch besser produzieren kann, und weil die Zusammenarbeit mit der HSR so gut klappt, habe ich praktisch keine anderen Partner mehr für Innovationen.» Marcel Brunner, Inhaber Oxess.

Seit 2005 wurden in Studien-, Bachelor- und Masterarbeiten sowie in der Zusammenarbeit mit den Forschungsinstituten der HSR aus Ideen Wettbewerbsvorteile für Oxess. Die enge Zusammenarbeit ist ein Paradebeispiel für den vom Gesetzgeber gewünschten Wissenstransfer aus den Fachhochschulen in die Wirtschaft.

«Ich überlege mir immer, wie ich noch besser produzieren kann, und weil die Zusammenarbeit mit der HSR so gut klappt, habe ich praktisch keine anderen Partner mehr für Innovationen», sagt Brunner, der die Nähe zu HSR als Standort-Vorteil sieht. Doch nicht nur Oxess profitiert von der Zusammenarbeit. Wenn Studierende Konzeptstudien erstellen oder Prototypen bauen und die Forschungsinstitute der HSR die Prototypen anschliessend zur Betriebsreife weiterentwickeln, wächst auch das Know-how Hochschule, wovon wiederum die Studiengänge und damit alle Studierenden profitieren.

Nächstes Projekt schon im Kopf

Der Know-how-Kreislauf ist noch lange nicht am Ende. Brunner plant bereits das nächste Projekt mit der HSR. «Ein Prüfgerät für Schwingungen fehlt uns noch», skizziert Brunner seine Idee. Mit dem Gerät will er ausmessen, wie die verschiedenen Materialien in Ski und Snowboards sich genau auf das Dämpfungs- und Schwingungsverhalten auswirken. «Damit könnte ich basierend auf den Messdaten optimale Materialkombinationen suchen und so noch mehr Leistung aus den Brettern holen», sagt Brunner. Die Gespräche mit der HSR über das Folgeprojekt laufen derzeit.

Kontakte zu den Projektverantwortlichen:
Prof. Dr. Christian Bermes, Professor für Maschinentechnik und Innovation,
Marcel Brunner, Inhaber Oxess

Hochschule Rapperswil HSR

Hier präsentiert die Hochschule für Technik Rapperswil HSR Geschichten aus der Forschung. Die Artikel erschienen vorab im HSR-Magazin.
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