In Zukunft wird es in den Ozeanen mit Sicherheit weniger Fische geben als bisher angenommen. Ursache sind Meereshitzewellen wie etwa «The Blob» zwischen 2013 und 2015 an der Westküste Nordamerikas. Bisher war wenig über deren Auswirkungen auf die Fische bekannt. Doch gemäss einer aktuellen Studie von Thomas Frölicher, Spezialist für Ozeanmodellierung an der Universität Bern, sorgen die marinen Hitzewellen bei den Fischen, die bereits durch den langfristigen Klimawandel geschwächt sind, für eine Schockwirkung. Er warnt deshalb: «Wenn wir diese Hitzewellen mit berücksichtigen, könnten bis 2050 die Auswirkungen für die am stärksten befischten Arten doppelt so gravierend sein wie bisher angenommen.»

«Wenn den Ökosystemen zwischen zwei Wellen keine Zeit zur Regeneration bleibt, könnten sie irreversible Schäden erleiden.»
Thomas Frölicher, Spezialist für Ozeanmodellierung

Zu diesem Schluss gelangte der Forscher mit komplexen Modellen des Systems Erde. Er simulierte die Auswirkungen der Hitzewellen auf Fischarten, die in den grossen marinen Ökosystemen des Nordostpazifiks vorkommen. Ergebnis: Bei jeder Episode bricht die Biomasse gewisser Arten ein, manchmal um bis zu 20 Prozent. Mehr als zwei Drittel der Tiere wanderten in höhere Breitengrade, manchmal bis zu 30 Kilometer von ihrem üblichen Verbreitungsgebiet entfernt. «Erstaunt hat uns das Tempo dieser Veränderungen: Die Folgen waren innerhalb eines Jahres sichtbar. Im 21. Jahrhundert sind diese Veränderungen viermal schneller und weitreichender als in früheren Jahrzehnten.»

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Beunruhigend ist: Die Veränderungen dürften sich durch zunehmende Intensität, Dauer, Verbreitung und Häufigkeit von Hitzewellen – sie haben sich in den letzten 40 Jahren verdoppelt – weiter akzentuieren, gerade in Verbindung mit dem Klimawandel. «Wenn den Ökosystemen zwischen zwei Wellen keine Zeit zur Regeneration bleibt, könnten sie irreversible Schäden erleiden», befürchtet Frölicher.

Weitere Gefahren

Hitzewellen sind zudem nicht die einzige Gefahr für die Meeresressourcen. Problematisch sind weitere Faktoren, die auf das Konto des Klimawandels gehen, wie etwa die Versauerung der Ozeane, der sinkende Sauerstoffgehalt, Veränderungen bei den Meeresströmungen und beim Salzgehalt des Wassers. Auch die Überfischung aufgrund des steigenden Fischkonsums, die Verschmutzung der Ozeane und die Zerstörung der Meereshabitate tragen ihren Teil bei.

Die Gefährdung der Meeresressourcen bedeutet auch eine Bedrohung für die Bevölkerung. Denn Milliarden von Menschen sind vom Fischfang abhängig, sei es als Einkommens- oder als Nahrungsquelle. Massnahmen sind deshalb unumgänglich. Die einen sind rasch nötig, denn eine französisch-amerikanische Studie hat gezeigt, dass marine Fischbestände je nach Verbreitung infolge der Klimaerwärmung pro Jahr durchschnittlich um sechs Kilometer in Richtung der Pole wandern. Die anderen sollten Bestände langfristig erneuern.

«Massnahmen in der Befischung sind nur sinnvoll, wenn die Ursachen der Klimaänderung selber ebenfalls angegangen werden.»
Catherine Vogler, Leiterin Meeresprodukte, WWF

Die Umweltschutzorganisation WWF ist überzeugt, dass der zweite Punkt nur mit nachhaltiger Fischerei gelingen kann, und hat Empfehlungen dazu abgegeben: angepasste Bewirtschaftung der Fischbestände, Reduktion des Beifangs, Konsum von Fischen einer tieferen Ernährungsstufe und Umstellung auf eine nachhaltigere Aquakultur. Catherine Vogler, Leiterin Meeresprodukte, warnt jedoch: «Diese Massnahmen sind nur sinnvoll, wenn die Ursachen der Klimaänderung selber ebenfalls angegangen werden, zusammen mit dem Schutz und der Wiederherstellung von marinen Ökosystemen. So lassen sich die verheerenden Folgen des Klimawandels am effizientesten bekämpfen.»

Horizonte Magazin

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