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Hast du gewusst, dass die Eidgenössische Finanzmarktaufsichtsbehörde Finma eine DNA hat? Zumindest sagt das der Direktor Mark Branson: Die Stabilität des ganzen Finanzsystems zu berücksichtigen, sei tief in der DNA der Behörde verankert.

Als Biologe staune ich. Bis jetzt dachte ich, die DNA, also die Erbsubstanz jeder Pflanze, jedes Tiers und auch eines Direktors bestehe aus einer Substanz namens Desoxyribonukleinsäure, abgekürzt also DNA.

Das scheint aber nicht so zu sein. Ein Online-Medium schreibt, auch die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft habe «ein besonderes Erbgut». Die DNA der SRG bestehe aus Staatsferne und Föderalismus. Föderalismus ist also DNA.

Wogegen der Liberalismus wiederum eine DNA hat. Erklärt zumindest der Philosoph Bernard-Henry Lévy: «Die DNA des Liberalismus ist britisch.»

Als Biologe staune ich abermals. Denn ich habe gelernt, dass die Erbsubstanz bei allen Lebewesen aus ein und demselben Stoff bestehe – eben DNA. Und dass gerade darum die Genetik gegen jegliche Art von Nationalismus oder Rassismus spreche, weil eben alle Menschen praktisch dasselbe Erbgut haben. Übrigens auch Schimpansen.

Und Uhren.

Ja, Uhren haben auch eine DNA. Ich habe zwar keine Ahnung, wie Uhren sich fortpflanzen, aber Chabi Nouri, CEO von Piaget, sagt in «Finanz und Wirtschaft», sie wolle sich «auf die DNA der Marke besinnen, sie neu erfinden und in die Zukunft transportieren.»

Irgendwie scheinen Uhren also doch Sex zu haben.

Das kann ja noch herzig sein, wenn Armbanduhren es miteinander treiben. Ich stelle mir das putzig vor, wie kopulierende Maikäfer.

Das kann man sich ja ganz putzig vorstellen. Aber gefährlich wird es, wenn sich der Schweizer Eishockey-Nationalcoach Patrick Fischer zu DNA äussert. Er hat die gesamte Mannschaft genmanipuliert, behauptet zumindest die NZZ. Er habe nämlich «die DNA dieses Teams verändert.»

Klar Genmanipulation. Garantiert ohne Bewilligung von irgendeiner Behörde.

Genmanipulation am Menschen ist definitiv illegal.

Und kein Hockey-Fan, keine Gentechgegnerin protestiert. Dabei sperrt man sich sonst gegen jegliche Genveränderung, fordert sogar «Tomaten ohne Gene» und vergisst, dass es ohne Gene gar keine Tomaten gäbe. Aber eben: Hockeyspieler sind ja keine Tomaten.

Der Faktist

Der Faktist schaut ganz genau hin. Im Dschungel der wissenschaftlichen Studienresultate behält er den Überblick. Zeigt, was zusammenhängt. Und was einfach nicht aufgeht. Der Faktist ist Beat Glogger, Gründer und Chefredaktor von higgs. Jeden Dienstag als Sendung auf Radio 1 und als Video auf higgs.
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