Das musst du wissen

  • Die Folgen des Klimawandels führen zu einem drastischen Rückgang der Hummeln in Europa und Nordamerika.
  • Die Wahrscheinlichkeit, Hummeln vorzufinden, ist in Europa im Vergleich zu 1974 um 17 Prozent zurückgegangen.
  • In einer neuen Studie haben Forschende eine Methode entwickelt, das fortschreitende Aussterben zu prognostizieren.

Hummeln sind die Speziellen unter den Bienen. Nicht nur sind sie erstaunliche Flugobjekte – lange hielt hielt sich das Gerücht, es sei ein physikalisches Wunder, dass sie sich in der Luft halten können. Sie sind auch besonders fleissige Bestäuber. Deshalb werden sie in der Landwirtschaft und im Gartenbau auch gezielt eingesetzt. Denn: Hummeln sind viel robuster gegen Kälte als Honigbienen. Bereits ab zwei Grad Celsius sind Hummelköniginnen im Frühling unterwegs, die Arbeiterinnen ab etwa sechs Grad. Sie kommen deshalb überwiegend in nördlichen Regionen vor. Doch auch dort immer seltener, wie eine neue Studie der Universität Ottawa ergeben hat, die im Fachmagazin Nature erschienen ist.

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Studie: Climate change contributes to widespread declines among bumble bees across continents KommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDie Studie bestätigt frühere Erkenntnisse über das Verschwinden von verschiedensten Insektenarten. Neu ist, dass sich Hummeln weniger stark in Richtung Norden ausbreiten, als erwartet. Die Daten beziehen sich allerdings allein auf das Vorkommen einer Hummelart in einer Region – wie viele Hummeln dort leben, wurde nicht untersucht. Das Raster ist relativ gross gewählt, da vor allem die älteren Daten Lücken aufweisen. Die Autoren haben also die schlechtere Qualität der älteren Daten miteinbezogen. Auch wurde das Prognosemodell nur anhand der Temperatur- und Wetterdaten entwickelt – andere Faktoren wie die Auswirkungen der Landwirtschaft könnten Effekte verstärken. Die Studie gibt also stichhaltige Hinweise, im Detail kann sie aber noch keine Antworten liefert, da die Daten zu ungenau sind.Mehr Infos zu dieser Studie...

Die Forschenden untersuchten die Verbreitung von 66 Hummelarten und fanden heraus, dass sich die Wahrscheinlichkeit, dass eine Hummelpopulation überlebt, während einer Menschengeneration um durchschnittlich 30 Prozent verringert hat. Genauer: Die durchschnittliche Wahrscheinlichkeit, dass eine Region von Hummeln besiedelt ist, ist in Nordamerika um 46 Prozent und in Europa um 17 Prozent zurückgegangen. Die Autorinnen und Autoren führen dies auf häufigere Temperaturextreme und veränderte Niederschläge zurück, die der Klimawandel bringt. Die Toleranzgrenzen der Hummeln würden häufig überschritten, wodurch sie auch in Gebieten, in denen sie bisher angesiedelt waren, nicht mehr leben könnten.

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Die Forschenden verglichen Daten des Zeitraums von 1901 bis 1974 mit jenen von 2000 bis 2014. Insgesamt handelt es sich um 550 000 Hummelbeobachtungen, wobei die Datenlage in der jüngeren Periode besser ist. Diese Beobachtungen verglichen sie mit Temperatur- und Niederschlagsdaten. Das Vorkommen der Hummeln rechneten sie auf ein Raster von 100 mal 100 Kilometer herunter. Die Forschenden haben laut eigenen Angaben eine Methode angewendet, die es erlaubt, das Aussterben einer Art vorauszusagen. In dieser Methode sehen die Autoren eine Möglichkeit, auch das Aussterben anderer Arten wie Reptilien, Vögel und Säugetiere zu verfolgen und zu prognostizieren. So wäre es möglich, Gebiete zu identifizieren, in denen es sich lohnt, in Naturschutzmassnahmen zu investieren – anstatt in diejenigen Regionen zu investieren, in denen ein lokales Aussterben wahrscheinlich ist.

Die Klimaveränderungen führten an vielen Orten zum Verschwinden der Hummeln – und an manchen Orten zur Neuansiedelung. Insgesamt sei aber ein deutlicher Rückgang der Vorkommen zu beobachten. Das zunehmende Aussterben der Hummeln bringen die Autoren vor allem mit den immer stärker schwankenden und immer heisseren Temperaturen in Verbindung. Dieses «Klima-Chaos» stelle eine existenzielle Bedrohung für die Tiere dar. Die Forschenden finden klare Worte: «Wir befinden uns in der sechsten Massenausrottung der Welt, es ist die grösste globale Biodiversitätskrise, seit ein Meteor das Zeitalter der Dinosaurier beendete», sagt Peter Seroye, Doktorand und Hauptautor der Studie, in einer Mitteilung.

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