Das musst du wissen

  • Nach einer Covid-19-Impfung bildet der Körper Abwehrstoffe gegen das Virus.
  • Allerdings wissen Forschende noch nicht, ob diese Abwehrstoffe auch auf den Schleimhäuten in Nase und Rachen wirken.
  • Es kann also sein, dass sich das Virus trotz Impfung dort vermehrt und Geimpfte daher ansteckend sein können.
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Die bisher zugelassenen Impfstoffe gegen Covid-19 sind aussergewöhnlich wirksam. Sie verhindern bei der grossen Mehrheit der Fälle, dass eine infizierte Person krank wird. Allerdings ist noch nicht vollständig klar, ob sie auch verhindern, dass diese Person das Virus weitergibt. Denn die Impfungen veranlassen den Körper zwar Abwehrstoffe zu bilden, also Antikörper und Immunzellen. Aber ob diese Abwehrstoffe auch auf den Schleimhäuten in Nase und Rachen ihre Arbeit tun, wissen Forscher noch nicht. So könnte es sein, dass sich das Virus dort erstmal vermehren kann, bevor es durch die Impfung effektiv bekämpft wird.

«Nicht alle Vakzine rufen eine sterilisierende Immunität hervor, die auch die Übertragung des Virus verhindern kann», erklärt Carlos Guzmán, Leiter der Abteilung Vakzinologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig. Bei den bisher zu Impfstoffen veröffentlichten Studien sei hauptsächlich untersucht worden, ob die Impfstoffe die Zahl der symptomatischen Fälle reduzierten, nicht aber, ob sie die Übertragung des Virus verhinderten. Doch die Situation ist nicht schwarz-weiss. «Es gibt Belege aus präklinischen und klinischen Studien, die nahelegen, dass einige der Vakzine zumindest eine teilweisen Schutz gegen Infektion und Übertragung liefern.» So könne es zwar sein, dass sich das Virus im Rachen noch vermehre. Doch diese dauere weniger lang und es entstünden weniger Viruspartikel, so Guzman. «Dies macht sich dann auch bei den Übertragungsraten bemerkbar.»

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Zwar könnte man meinen, es ist nicht von höchster Priorität, dass eine Impfung auch die Verbreitung des Virus in der Bevölkerung stoppt. Denn selbst wenn man sich infiziert, sei man dank der Impfung ja vor der Krankheit geschützt. Dabei geht aber vergessen, dass sich viele Menschen nicht mit einer Impfung schützen können, etwa weil sie Vorerkrankungen haben, oder keine Impfung wollen. Daher könnte die Behandlung von Kranken weiter ein Problem für das Gesundheitssystem darstellen.

Eine Alternative sind Impfungen, die als Nasenspray verabreicht werden und die eine Immunreaktion auf den Schleimhäuten der oberen Atemwege auslösen können. Diese hat ein Team von US-amerikanischen Wissenschaftlern untersucht («Cell»). Demnach konnte ein als Nasenspray verabreichtes Vakzin die Infektion sowohl der oberen als auch der unteren Atemwege verhindern. Antikörper und Immunzellen bildeten sich nicht nur im Blut, sondern auch auf den Schleimhäuten.

Science-Check ✓

Studie: A Single-Dose Intranasal ChAd Vaccine Protects Upper and Lower Respiratory Tracts against SARS-CoV-2KommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsDie Studie ist nicht auf den Menschen übertragbar. Die Studienautoren planen als nächsten Schritt die Untersuchung in Hamstern und Primaten.Ausserdem ist nicht klar, wie lange die beobachtete Immunität anhält.Mehr Infos zu dieser Studie...

Bis solche Nasenspray-Vakzine aber der Allgemeinheit zugute kommen, wird es noch dauern. Bisher ist der Impftsoff nur an Mäusen getestet worden, Studien mit zehntausenden menschlichen Probanden, wie wir sie bei den jetzt zugelassenen Impfstoffen gesehen haben, stehen noch aus.

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