Das musst du wissen
- Städter putzen regelmässiger. Dadurch werden Pilze in der Stadt möglicherweise resistent gegen Putzmittel.
- Das und andere Faktoren wie zum Beispiel schlechtere Durchlüftung führen dazu, dass sie sich besser verbreiten können.
- Mit der voranschreitenden Urbanisierung verändert sich auch die Zusammensetzung des Mikrobioms, das uns umgibt.
In städtischen Wohnungen hat es mehr Pilze als in ländlichen Gebieten. Das ist eine Erkenntnis einer neuen Studie im Fachjournal Nature Microbiology. Forschende der Rutgers Universität haben Häuser und Wohnungen in verschieden grossen Siedlungen untersucht – von Dschungel-Strohhütte bis Mittelklasse-Haus in der Stadt.
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Studie: Home chemical and microbial transitions across urbanizationKommentarDies ist ein Kommentar der Autorin / des AutorsNicht alle Proben wurden im genau gleichen Zeitraum aufgenommen, was die Resultate beeinflussen könnte. Die Forschenden haben einzelne Ortschaften in Südamerika untersucht. Hätte man andere Regionen der Welt untersucht, würden die Daten möglicherweise stark abweichen.Mehr Infos zu dieser Studie...In letzteren fanden die Biologen mehr Pilze, die potenziell auch schädlich sein können. Stadtbewohner setzen zwar mehr Reinigungsmittel ein, doch die Pilze bildeten womöglich Resistenzen gegen diese Reinigungsmittel, so die Studie. Auch die jeweiligen Mikrobiome, das sind alle natürlich im und um den menschlichen Körper lebenden Bakterien, unterscheiden sich: Bei den Dschungel- und Landbewohnern fanden die Forschenden nämlich mehr Bakterien und Pilze, die draussen leben.
Dies sind Folgen der Urbanisierung, und diese schreitet immer weiter fort: Laut einem Bericht der Vereinigten Nationen wohnten letztes Jahr 55 Prozent aller Menschen in Städten. Bis 2050 rechnen sie mit 68 Prozent Stadtbewohnern.
Um die Folgen der Urbanisierung auf die Bakterien und Pilze, die uns umgeben, zu untersuchen, haben die Rutgers-Forschenden an fünf Standorten Proben genommen: Strohhütten im peruanischen Dschungel, Holzhäuser in einem peruanischen Dorf, Wohnungen in Iquitos, einer Stadt in Peru mit 400 000 Einwohnern, und Häuser in ärmeren und Mittelklasse-Gebieten der brasilianischen Stadt Manaus mit zwei Millionen Einwohnern. Alle Untersuchungsstandorte liegen in etwa auf dem gleichen Breitengrad im Amazonas-Regenwald und repräsentieren verschiedene Stufen der Urbanisierung. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nahmen Proben von Bewohnern, Haustieren und Oberflächen in den Wohnungen.
Dass in städtischen Gebieten mehr Pilze vorkamen, führten die Forschenden darauf zurück, dass es in der Stadt weniger natürliches Licht sowie weniger frische Luft gibt und dass es generell eher wärmer ist.
Nicht alle Unterschiede bestehen aber zwischen Stadt und Land. Auch die soziale Schicht spielt eine Rolle: So lebten auf den Füssen der ärmeren Manauenser – so heissen die Einwohner von Manaus – Bakterien, die jenen der Menschen aus ländlichen Gebieten mehr ähnelten als jenen der Mittelklasse-Städter. Dies begründen die Studienautoren damit, dass vor allem die Mittelklasse-Städter Schuhe tragen, während Arme und Landbewohner in diesem Fall eher barfuss sind.