Das musst du wissen
- Je mehr Geld sich in einem verlorenen Geldbeutel befindet, desto eher geben ihn die Finder an den Besitzer zurück.
- Dies zeigt eine weltweite Studie aus 40 Ländern mit 17 000 verlorenen Portemonnaies.
- Bei hohen Geldbeträgen sehen wir uns als Dieb, wenn wir sie nicht zurückgeben. Das passt nicht in unser Selbstbild.
«Zum Glück war nicht viel Geld drin», hört man manchmal von Leuten, die ihr Portemonnaie verloren haben. Doch es ist genau umgekehrt: Je mehr Geld in einem Geldbeutel, desto eher geben die Finder ihn zurück. Das ist die erstaunliche Erkenntnis einer neuen Studie von Wirtschaftswissenschaftlern aus der Schweiz und den USA.
17 000 verlorene Portemonnaies
Die Forschenden untersuchten, was mit 17 000 verlorenen Portemonnaies in 355 Städten in 40 Ländern passierte. Die Geldbeutel enthielten entweder kein Geld oder einen Betrag im Wert von ungefähr 13 Schweizer Franken. Die Wissenschaftler gaben die Portemonnaies an öffentlichen Orten wie Museen, Banken, Post- und Polizeistellen oder Hotels ab und baten die Empfänger, sich darum zu kümmern, dass diese wieder zu ihren Besitzern zurückkehren.
In den Geldbörsen befanden sich Name und E-Mail-Adressen der fiktiven Besitzer. So konnten die Forschenden registrieren, ob sich die Finder meldeten. Das taten sie in 46 Prozent der Fälle mit leeren Portemonnaies. Enthielten diese Geld, gaben 61 Prozent der Finder den Besitz zurück. Wenn die Forschenden den Geldbetrag von 13 auf 93 Franken erhöhten, waren die Finder sogar noch ehrlicher: 72 Prozent retournierten die Geldbörse.
Wertvolles Selbstbild
Einer der Hauptgründe dafür, so die Forschenden, liegt in der Psychologie: Je wertvoller das Fundstück, desto eher sieht sich der Finder als Dieb, wenn er es nicht zurückgibt. Es ist also den meisten Menschen mehr wert, ein positives Selbstbild als ehrlicher Mensch zu besitzen, als 10 oder 90 Franken mehr zu haben.
Das hängt allerdings auch von den lokalen Gegebenheiten ab. So waren Finder in relativ reichen Ländern wie der Schweiz, Dänemark und Norwegen besonders ehrlich. Hier retournierten durchschnittlich vier von fünf die Geldbeutel. In Ländern wie China, Peru oder Kasachstan waren es hingegen nur ungefähr einer von fünf.